[Eigenes Exemplar]
Zum Inhalt:Journalist und Nachrichtensprecher Tom Moderath ist genervt. Seit bei seiner Mutter Greta Demenz diagnostiziert wurde, muss er sich vermehrt um die alte Dame kümmern. Das bringt sein sorgenfreies Singleleben mit unverbindlichen Affären, Kurzurlauben am Meer und ausreichend Zeit für sich selber und seinen Job ziemlich durcheinander.
Doch als Greta – bedingt durch die Demenz anfängt, von ihrer Kindheit in Ostpreußen zu erzählen, von der Flucht nach Heidelberg, der schwierigen Nachkriegszeit, fängt Tom an, seine Mutter endlich besser kennenzulernen und zu verstehen. Als ihm dann ein Foto von Greta mit einem kleinen dunkelhäutigen Mädchen zufällig in die Hände fällt, fängt er an zu recherchieren…
Meine Meinung:
Das Buch stand schon ein ganzes Weilchen auf meiner Wunschliste und als ich es letzte Woche dann endlich in den Händen hielt, musste ich auch gleich anfangen zu lesen.
Tom mochte ich am Anfang überhaupt nicht: arrogant und voller Vorurteile waren wir definitiv nicht auf einer Wellenlänge. Sein Umgang mit Kolleginnen, die nicht seinem Anspruch an äußeren Schönheitsmerkmalen oder fachlicher Kompetenz entsprechen, wurden ohne Rücksicht auf Verluste niedergemacht. Da habe ich mich schon gefragt, wie es irgendwann funktionieren soll mit seiner Mutter.
Aber Zeit mit Menschen verändert einen ja. Vielleicht zu Beginn nur unmerklich. Am Anfang war Tom hauptsächlich genervt davon, sich um seine Mutter zu kümmern. Trotzdem hat er es getan. Relativ schnell war ihm klar, dass etwas nicht stimmt und die Sorgen kamen dazu.
Die Verwirrtheit seiner Mutter und die daraus resultierenden Situationen haben unterschiedliche Emotionen in mir ausgelöst. Zum einen waren es manchmal schon sehr lustige Situationen, die mich haben schmunzeln lassen. Aber in Anbetracht, dass diese Situationen durch die Demenz verursacht wurden, wurde aus dem lustigen Moment dann schnell ein trauriger.
Die Geschichte spielt in Zwei Zeiten. Zum einen in der Gegenwart mit Tom und seiner 84jährigen Mutter und der Beziehung zwischen den Beiden und zum anderen gibt es den Handlungsstrang der Vergangenheit – beginnend mit der Flucht aus Ostpreußen, als Greta 8 Jahre alt war und sich das idyllische Leben in Ostpreußen ein jähes Ende fand.
Greta findet in Heidelberg ein neues Zuhause, wenn auch kein leichtes, unbeschwertes Leben. Doch sie ist eine Kämpferin. Egal, wie schwierig die Situation ist.
Als sie die große Liebe ihres Lebens trifft, scheint endlich das Glück Einzug zu finden. Ihre Liebe ist jedoch gesellschaftlich nicht anerkannt und das Schicksal hat andere Pläne und bürdet Greta mehr auf, als sie glaubt ertragen zu können.
Als Tom endlich erfährt, was es mit dem kleinen Mädchen auf sich hat, setzt er alles daran, um das Schicksal umzukehren. Und spätestens an dem Punkt hatte er meine Hochachtung.
Ich möchte da nicht zu viel verraten, obwohl ich es gerne tun würde, aber dann würde ich spoilern.
Nur so viel:
Ich bin immer wieder fassungslos, welche Entscheidungen Menschen für das Leben von anderen Menschen treffen, nur weil deren Art zu leben und zu lieben nicht in ihr eigenes Weltbild hineinpasst, gesellschaftlich bisher nicht anerkannt ist und niemand auch nur ansatzweise auf die Idee kommt, mal über den eigenen und den gesellschaftlichen Tellerrand zu schauen und offen zu sein für andere Optionen. Das klingt jetzt sehr abstrakt, aber würde ich in die Details gehen, wüsstet ihr, was ich genau meine und dann würde ich Euch zu viel von der Geschichte verraten.
FAZIT: Die Geschichte ist einfach wundervoll. Traurig und voller Liebe zugleich. Greta ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Eine Kämpferin. Ein Steh-Auf-Mensch, egal welche Steine ihr das Leben in den Weg wirft. Mitzuerleben, wie die Demenz diese beeindruckende Frau verändert, hat mich bekümmert.
Und auch Tom hat mich nachhaltig beeindruckt. Der Wandel von dem arroganten Schnösel zu dem Mann, der feststellt, dass andere Werte im Leben vielleicht doch wichtiger sind als Markenklamotten, die coole Penthousewohnung und Wochenenden in Luxusdomizilen am Meer, hat mich dann doch noch für ihn eingenommen.
Von mir – und vielleicht sollte ich wirklich langsam wieder anfangen, Sterne zu vergeben (ach was, mache ich jetzt einfach), bekommt „Stay away from Gretchen – Eine unmögliche Liebe“ 5 von 5 Sternen.
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