[Eigenes Exemplar]

Zum Inhalt:

Seit ihre beste Freundin Selbstmord begangen hat, kommt Ava mit dem Leben nicht mehr zurecht. Sie fliegt sogar von der Schule, weil das normale Leben sie überfordert. Als sie bei ihrem Aushilfsjob Gideon kennenlernt, fasziniert sie der Junge, der Gedichte mag. Und er oist von Ava fasziniert, auch wenn er sich niemals vorstellen kann, dass ein Mädchen ausgerechnet ihn will. Doch beide sind verlorene Seelen in einer Welt voller Oberflächlichkeit und erkennen einander. Sie geben sich Halt, doch hält das ihre frisch erblühte Zuneigung aus?

Meine Meinung:
Avas Schmerz ist auf jeder Seite zu spüren. Sie vermisst ihre beste Freundin, ihr altes Leben, die Freude und Aufregung beim gemeinsamen Erwachsen werden. Alles ist weg, seitdem sich Kelly das Leben genommen hat. Niemals hätte sie sich das vorstellen können, dass das passiert.
Und alle anderen: Für sie geht das Leben weiter. Kelly verblasst. Es spielt für sie keine Rolle. Die Tagesordnung hat wieder das Zepter übernommen. Damit kommt Ava nicht klar. Sie hält es nicht aus. Verständlich, Jeder, der schon mal einen Menschen verloren hat, kann verstehen, wie schlimm es sich anfühlt, wenn für den Rest der Welt das Leben einfach weitergeht, während es für einen selbst stillsteht. Wenn das Leben in ein „Vorher“ und ein „Danach“ zerteilt ist. Wenn man das „Vorher“ unbedingt zurückhaben will und das „Danach“ nicht aushalten kann.

„Du bist nicht die, die Du warst, bevor Kelly gestorben ist. Du bist anders. Und ein Teil deiner Trauer besteht darin, dass du um diejenige trauerst, die du damals warst, denn einiges von diesem Mädchen ist für immer verschwunden – Seite 226

So geht es Ava. Jeden Tag. Sie kämpft. Aber kommt doch nicht von der Stelle. Dann begegnet ihr Gideon. Sehr, sehr schüchtern. Er kämpft mit Depressionen. Fühlt sich oft nicht zugehörig zu dieser Welt. Steht am Rand und schaut zu, wie alle anderen leben. Bei Ava fühlt er sich nicht mehr wie am Rand. Sondern zugehörig. Gesehen. Respektiert.

„Es hat keinen Sinn, so zu tun, als wäre alles in Ordnung, als wäre ich nicht auch zerbrochen. Bin ich nämlich. Ich muss mir klar machen, dass sie keine Tasse ist, die ich wieder zusammenkleben oder reparieren kann oder mit der ich vorsichtig umgehen muss. Sie ist einfach Ava und sie hat einige ziemlich große Risse und Sprünge, aber die machen sie einfach nur schöner“ – Seite 184

Und langsam, ganz langsam und behutsam, beginnen beide zu heilen. Gemeinsam. Durch den anderen. Soweit es eben möglich ist.

„Da steht, dass die Zeit alle Wunden heilt. Aber das ist Blödsinn, das ist nur so eine bescheuerte Redensart. Die Zeit heilt manche Wunden. Aber es gibt auch Wunden, die sind zu tief. Manche Wunden können dich umbringen. Manchmal hat man noch nicht mal eine Wunde. Manchmal ist das, was dich krank macht, dein Blut, dein Gehirn, deine ganze Chemie. Und manchmal bringt dein Blut, dein Gehirn oder deine Chemie oder sonst irgendetwas dich einfach um – Seite 207

Die beiden dabei zu begleiten, fand ich schon. Der Roman ist wunderbar geschrieben. Ava und Gideon sind faszinierende junge Menschen, die schon früh eine schwere Zeit hatten.

Die Geschichte wird aus Avas Sicht und aus Gideons Sicht immer abwechselnd erzählt. Die Charakterwechsel sind klar erkennbar und gekennzeichnet, so dass man in jedem Moment weiß, wen man gerade begleitet.

Die Geschichte ist schön und traurig zu gleich. Sie gibt Hoffnung und rührt zu Tränen und an am Ende ist man enttäuscht, dass sie schon vorbei ist. Ich persönlich hätte Ava und Gideon gerne noch ein Stück weit begleitet.

Von mir gibt es eine Leseempfehlung für diese warmherzige und wunderbare Geschichte.