Zum Inhalt:

Gracelyn kehrt nach dem Ende ihrer Ehe in ihre Heimatstadt zurück. Ihre Eltern leiten dort die hiesige Gemeinde. Das Bild nach außen muss stets gewahrt werden. So die Maxime ihrer Mutter.

Doch als Gracelyn herausfindet, dass ihr Mann sie mit ihrer besten Freundin betrogen hat und diese von ihm schwanger ist, kann Gracelyn nicht mehr so tun, als ob alles gut wäre. Sie bricht aus. Und beginnt eine Affäre mit dem schwarzen Schaf der Gemeinde: Jackson Emery.

Jacksons Ruf ist mehr als düster. Und sein Wesen auch. Düster. Traurig. Wütend. In sich gekehrt. Aus vielerlei Gründen. Die meisten Gemeindemitglieder wären froh, wenn er und sein versoffener Vater den Ort auf Nimmerwiedersehen verlassen würden. Gleichzeitig will jede Frau der Kleinstadt mit diesem sündhaft attraktiven Mann schlafen.

Als Gracelyn ihm begegnet, berührt sie etwas in ihm. Das will er nicht, doch er kann sich nicht dagegen wehren. Mit jeder Begegnung bringt sie ein wenig Sonnenschein in sein Leben. Dennoch sind die Regeln klar: Keine Gefühle füreinander. Nur Sex. Nichts weiter….

Meine Meinung:

Die Bücher von Brittainy C. Cherry gehen direkt ins Herz. Jedes Buch, das ich bisher von ihr gelesen habe, hat das so gemacht und „Wenn der Morgen die Dunkelheit vertreibt“ reiht sich da nahtlos mit ein.

Gracelyn ist bitter enttäuscht. Vom Leben. Von ihrem Mann. Von ihrem Glauben. Von ihrer besten Freundin. Sie sucht Zuflucht bei ihrer Familie, muss jedoch voller Entsetzen feststellen, dass für ihre Mutter die Wirkung nach Außen viel, viel wichtiger ist als das Befinden ihrer eigenen Tochter. Und auch die Gemeindemitglieder haben nur Interesse an dem Klatsch und Tratsch. Gracelyns Gefühle und ihr Kummer spielen keine Rolle. Hauptsache Skandale. Hauptsache Abwechslung vom eigenen trostlosen Leben.

Als Gracelyn dann Jackson begegnet – den sie im Übrigen zuerst überhaupt nicht ausstehen kann – berührt dieser wortkrage, zurückgezogene jüngere Mann etwas in ihr. Er ist so anders als ihr Noch-Mann. Unangepasst. Autark. Unabhängig von dem Wohlwollen der Gesellschaft. Unfassbar sexy. Das fasziniert Gracelyn. Und so beschließt sie, mit ihm eine Affäre anzufangen. Obwohl sie weiß, dass die Gesellschaft – besonders ihre Mutter – das nicht akzeptieren wird. Aber trotzdem trifft sie diese weitreichende Entscheidung. Sie springt mutig von diesem 3-Meter-Brett und diese Entscheidung wird ihr Leben verändern.

Denn Jackson zeigt ihr, dass sie frei ist, in allem was sie tut. Dass sie an sich selbst denken darf. Es sogar muss. Das ihre Bedürfnisse eine Rolle spielen. Und so lernt Gracelyn – die ihre Bedürfnisse immer hinten angestellt hat für die anderen und eigentlich überhaupt nicht weiß, wer sie eigentlich ist – endlich die wichtigste Person in ihrem Leben kennen – sich Selbst.

Eine Geschichte voll berührender Momente. Voller Liebe. Sehnsucht. Träumen. Hoffnung. Trauer. Trost. Ich habe mich beim Lesen an so vielen Stellen selbst wiedergefunden. Bin ich doch auch gerade auf der Suche nach mir selbst. Nach meinen Träumen. Nach meinen Wünschen und Hoffnungen. Versuche rauszufinden, wer ich eigentlich bin.

Und oftmals vergisst man im Alltag, dass man sich selbst auch wichtig sein sollte. Die Geschichte um Gracelyn und Jackson hat mir das mal wieder mehr als bewusst gemacht.

Jackson ist so ein vielschichtiger Charakter. Traurig. Wütend. Einsam. Seine Träume hat er tief vergraben. Sein Leben besteht aus Arbeit und der Sorge und dem Kümmern um einen alkoholkranken Vater. Seine Außenseiterrolle in der Gemeinde hat er längst akzeptiert. Doch aus der jahrelangen Ausgrenzung ist ein Misstrauen jedem Menschen gegenüber geworden. Jackson lässt niemanden an sich heran. Zu sehr wurde damals sein Herz verletzt und der Panzer scheint mehr als undurchdringlich. Doch Gracelyns Zuneigung berührt etwas in ihm und unmerklich zuerst bekommt sein Panzer Risse…

Meine Lieblingsstellen dieser großartigen Geschichte möchte ich gerne mit Euch teilen:

„Du baust Dein gesamtes Leben auf einen anderen Menschen und denkst, dass Du nie wieder allein sein wirst, aber dann bist Du es plötzlich doch. Das ist das Schwierigste daran. Einsamkeit tut weh. Sie brennt auf eine Weise schlimmer als Feuer“ – Seite 182

„Ich wollte in der Finsternis sitzen und mit meinen Gefühlen im Reinen sein. Ich wollte das Licht verbannen und mich in Dunkelheit hüllen. Ich wollte fühlen können, was immer ich fühlen wollte, ohne das Urteil anderer Menschen zu fürchten. Ich wollte frei sein. Und sei es nur für eine Nacht.“ – Seite 192

„Um Dich selbst zu finden, wirst Du andere Menschen zwangsläufig enttäuschen müssen.“ „Aber ist es das wirklich wert?“ „Ja“, erwiderte er fest „Natürlich ist es das wert. Diejenigen, denen Du wirklich wichtig bist, werden bleiben. Und die, die es nicht tun, waren schon viel zu lange da.“ – Seite 228

„Die Entscheidungen, die wir trafen, bestimmten, wer wir waren. Wir konnten nach links gehen oder nach rechts. Wir konnten Ja sagen oder Nein. Wir konnten festhalten oder loslassen. Jackson hatte sich entschieden loszulassen, daher ließ auch ich ihn los.“ – Seite 378

„Es war kein Geheimnis, das unsere Geschichte an ihrem letzten Kapitel angekommen war. Manche Geschichten hatten nun mal kein Happy End. Manche Geschichten endeten einfach.“ – Seite 389

„Es war nicht kompliziert, wie wir liebten. Wir liebten die Narben unserer Vergangenheit, und wir liebten das Ungewisse unserer Zukunft. Wir liebten die Fehler. Wir liebten die Freuden. Wir liebten unsere Dunkelheit und unser Licht.“ – Seite 430

„Denn Liebe – wahre Liebe – bedeutete nicht, das Gleiche zu denken. Es bedeutet nicht, dass wir immer einer Meinung sein mussten. Wahre Liebe bedeutete, den anderen zu verstehen, Respekt vor seinen Träumen und Hoffnungen, seinen Wünschen und Ängsten zu haben.“ – Seite 430

Absolute Leseempfehlung. Und auch für mich das erste Lesehighlight in 2020.