[Eigenes Exemplar]
Zum Inhalt:
Südamerika. Der 9jährige Angelito kämpft ums Überleben. Er ist ganz auf sich allein gestellt. Kein Zuhause. Niemanden, der sich um ihn kümmert und sorgt. Er bettelt sich sein Essen zusammen, versucht irgendwie, zu überleben. Keine Schulbildung. Keine Chance, diesen Weg jemals zu verlassen.
Durch Zufall lernt er den gleichaltrigen Gregorio kennen. Gregorio lebt in einem wunderbaren Zuhause. Darf zur Schule gehen. Hat ein weiches Bett. Genug zu Essen. Dienstboten. Saubere Kleidung.
Doch er hat keine Freunde. Und irgendetwas an Angelito gefällt ihm sehr. Also beschließen Gregorios Eltern, Angelito bei sich aufzunehmen. Doch Angelito kann seine Herkunft nicht verleugnen. Das wird eines Tages zum Problem…
Meine Meinung:
Gudrun Pausewang schreibt Jugendbücher, die unter die Haut gehen. Die eben nicht „heile Welt“ sind. Ganz im Gegenteil.
In der Geschichte „Das Tor zum Garten der Zambranos“ lernen wir zwei Welten kennen: da ist zum einen die Welt des kleinen Angelito, der ganz auf sich allein gestellt ist. Keine Chance hat, dieses armselige Leben jemals hinter sich zu lassen. Weil es einfach niemanden interessiert, was mit ihm geschieht. Seine Freunde sind genauso arm wie er selbst.
Und dann ist da Gregorio: reich, verwöhnt, mit Eltern, die ihm jeden Wunsch erfüllen:
„Er will einen Spielkameraden: Na dann nehmen wir doch dieses arme, schmutzige Kind auf und bieten ihm ein wunderbares Leben“.
Klingt gut? Vielleicht auf den ersten Blick. Vielleicht zu Beginn. Doch dieser Zauber hat seinen Preis.
Natürlich hat Angelito „Glück“: Er hat plötzlich genug zu Essen. Darf zur Schule gehen. Bekommt anständige Kleidung und Spielzeug. Lernt Schwimmen. Doch er bleibt immer „das arme Kind“ in den Augen von Gregorios Eltern. Das sich in der Welt der Reichen anzupassen hat. Er ist immer nur nützlich. Damit Gregorio nicht mehr in der Schule gehänselt wird. Damit Gregorio sich nicht langweilt. Und seine Freunde von „früher“ darf er nicht mehr sehen. Er darf ihnen nicht helfen. Dabei gibt es dort Essen im Überfluss. Damit hadert er sehr.
Die Umstände, die ihn und sein Leben vor den Zambranos betrafen, werden von ihnen ignoriert. Er hat zu funktionieren. Und als das nicht mehr funktioniert, wird er schnurstracks wieder in sein altes Leben hinausgeworfen. In den Lumpen, in denen er damals durch dieses Tor gekommen ist. Sein Dasein als Mensch, seine Jahre der Zugehörigkeit zu dieser Familie spielt keine Rolle. Er ist einfach austauschbar.
Und trotz dieses Erlebnisses hält Angelito an seiner Freundschaft zu Gregorio fest. Lange. Zu lange.
Tatsächlich fällt mir zu dem Gebaren der privilegierten (reichen) Menschen in diesem Roman nur ein Wort ein: Hartherzig. Auf den eigenen Vorteil bedacht. Großmütig und barmherzig tun, aber es nicht wirklich sein.
Gudrun Pausewang nimmt uns Leser mit in eine Welt voller Armut. Voller Leid. Detailliert erschafft sie mit ihren eindrucksvollen Worten Angelitos Welt und zeigt uns auf, wie er und seine Freunde jeden Tag ums Überleben kämpfen müssen. Ohne jemals eine Chance auf ein besseres Leben zu erhalten. Das zu lesen hat mir weh getan. Es hat mich tief berührt.
Eine Welt, in der die Menschen, die mehr als genug haben und die teilen könnten, es nicht tun, weil sie sich für etwas Besseres halten. Die die Welt ein Stück weit besser machen könnten. Sogar ohne große Mühe. Es aber nicht wollen. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist riesig.
Und auch wenn dieses Buch nur eine fiktive Geschichte ist, so ist es doch gleichzeitig in vielen Ländern dieser Welt doch bittere Realität.
Vielleicht sollten wir alle ein wenig teilen, dort wo wir es können. Ein wenig zusammenrücken. Für andere Menschen da sein mit den Möglichkeiten, die jeder einzelne von uns hat. Die Welt zu einem besseren Ort machen. Jeder so, wie er es gerade kann. Es würde viel verändern.
Das Buch wird als Schullektüre empfohlen. Ich empfehle die Bücher von Gudrun Pausewang jedem von Euch. Egal ob Schüler oder Erwachsene. Egal welches Buch dieser großartigen Autorin.
Ihre Jugendbücher sind wichtig. Sie sind einfach sehr, sehr wichtig für diese Welt.
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