Zum Inhalt:
Ambers Leben war bislang niemals einfach: seit ihr Vater ihre Mutter im Drogenrausch getötet hat, wurde sie von Pflegefamilie zu Pflegefamilie geschoben. Nähe kann sie nur dann zu lassen, wenn sie mit jemandem ins Bett geht. Doch nun auf dem College soll sich alles ändern. Endlich beginnt mit dem Psychologiestudium ein neues Leben. Sie will sich auf ihre Ausbildung konzentrieren und sonst auf nichts.
Doch schon am ersten Tag gerät ihr Entschluss ins Wanken. Sie stolpert buchstäblich über Ryder und der Mädchenschwarm berührt etwas in ihr. Doch dann lernt sie Brock kennen und er schleicht sich ebenfalls ins ihr Herz. Doch Brock ist Ryders bester Freund. Amber verliebt sich in ihn. Doch immer, wenn ihr Ryder begegnet, hüpft ihr Herz. Das ist doch verrückt. Irgendwann wird ihr klar, sie liebt beide, doch sie will sich nicht entscheiden müssen….
Meine Meinung:
Selten ein Buch gelesen, das für mich so ambivalent ist. Der Klappentext hat mich neugierig gemacht, der Prolog und die ersten Kapitel haben mich berührt. Amber hat so viel durch gemacht, ihr Leben war dramatisch und traurig. Doch dann trifft sie gleich zwei Menschen, die sie lieben und berühren. Und natürlich sind Dreiecksbeziehungen nicht einfach. Sie sind harte Arbeit, man muss sich mit seinen Gefühlen auseinandersetzen, man muss sich klar sein, dass der andere auch einen anderen Menschen von ganzem Herzen liebt.
Also war meine Erwartungshaltung an diese Geschichte ziemlich hoch. Und gleich der Prolog war ein wunderbarer Einstieg in diese Geschichte:
„Ich war neunzehn, als ich die beiden Lieben meines Lebens traf. Richtig, die Lieben. Plural. Mehr als eine. Unmoralisch? Vielleicht. Ich würde sagen, unumgänglich. Unkontrolliert.“ – Seite 5
Amber ist ein toughes Mädchen, dass trotz aller Schicksalsschläge für das kämpft, was ihr etwas bedeutet. Schon auf den ersten Seiten, begann ich, ihr Respekt zu zollen:
„Unsere Vergangenheit ist das, was uns prägt. Die Narben, die sie hinterlässt, formen uns, und was wir mit dem miesen Rest, der übrig bleibt, tun, ist das, was uns definiert.“ – Seite 25
Die Dialoge mit Ryder und Brock sind witzig geschrieben, das Knistern zwischen ihnen war beim Lesen förmlich greifbar. Ein toller Roman, dachte ich zu diesem Zeitpunkt noch. Ich war gespannt, wie die Geschichte weiterging, war auf die Dynamik zwischen den drei Hauptprotagonisten neugierig. Darauf, ob sie es schaffen, sich ihrer Liebe und Zuneigung zueinander sicher zu sein. Ob sie frei lieben können. Und die Schwierigkeiten, die Eifersucht und Besitzanspruch hervorrufen, lösen können.
„Und trotzdem lässt man nicht los. Man bleibt dran und kämpft gegen die schlimmen Gedanken an, die einem den Kopf verseuchen. Die ganze Zeit lang klammert man sich an das kleine bisschen Hoffnung, dass man für sich und diese Person hat. Die Hoffnung, dass die Sache gut gehen wird und man es mit dem oder der anderen bis zum Ende schafft. Die Hoffnung, dass es nie eine andere Person geben wird, die einem über den läuft. Dass diese Person für Dich gemacht ist und Du für sie. Dass man mit ihr zusammen sein wird…für immer“ – Seite 480
„Aber wie wählt man zwischen seinem linken oder rechten Arm? Wie wählt man zwischen der Fähigkeit, laufen oder sehen zu können? Wie wählt man zwischen Tag und Nacht, zwischen Essen und Trinken? Das geht nicht. Unser natürlicher Instinkt lässt uns an allem festhalten, was wir zum Leben brauchen“ – Seite 567
Also: wir sind uns einig: Die Geschichte hatte alles, was ein großartiges Buch ausmacht: tolle Protagonisten, eine dramatische und tiefe Liebe und Freundschaft. Das ist die eine Seite dieser Geschichte. Der Teil, von dem ich gerne viel, viel mehr gelesen hätte.
Und jetzt kommt das große Aber:
Relativ schnell kristallisiert sich heraus, dass sowohl Brock und Ryder nicht die tollen Sunnyboys sind, die sie vorzugeben scheinen, sondern mit Drogen dealen. Und von da an wird diese Geschichte mehr und mehr zu einer Geschichte, die ich nicht leiden kann. Schon beim zweiten Date (oder war es gleich das erste?) bietet Brock Amber einen Joint an und von da an, sind sie die meiste Zeit entweder betrunken oder bekifft. Oder landen im Bett. Versteht mich nicht falsch, ich finde Sex großartig und lese ihn auch gerne in Büchern und prickelnde Liebesszenen mag ich besonders gerne.
Aber alle aufkommenden Probleme mit Drogen, Alkohol oder Sex lösen zu wollen, funktioniert nicht. Und so verschwindet das Potential dieser Menage a trois immer mehr in einem Strudel aus Drogen, Alkohol, Sex und Gewalt. Den größten Teil der Geschichte ist irgendwer betrunken oder bekifft.
Und obwohl ich mir bisher immer gesagt habe: „Es ist die Geschichte des Autors, es ist seine Fantasie. Das kann man nicht bewerten“ habe ich in diesem speziellen Fall meine Meinung dazu revidiert. Denn die Zielgruppe dieses Buches sind in der Regel junge Leser, die gerade am Anfang ihres erwachsenen Lebens stehen. Die gerade dabei sind, ihre Persönlichkeit zu entdecken. Und da wird es für mich persönlich bedenklich. Denn das, was in dieser Geschichte den jungen Leuten vorgelebt wird, ist einfach: „Drogen und Alkohol sind cool. Probleme können wir durch wildes herumvö…. lösen. Oh, ihr habt einen Drogendealer getötet? Ungünstig. Lasst uns zu dritt ins Bett gehen, dann wird das schon wieder.“
Auch wenn ich das Ganze gerade vielleicht ein klein wenig überspitzt dargestellt habe, ist das so mehr oder weniger der Tenor, der in dieser Geschichte permanent vorherrscht. Und das ist etwas, was mir wirklich sauer aufstößt. Denn irgendwie finde ich, dass auch der Autor einer Geschichte eine gewisse Verantwortung dafür trägt, was er seinen Lesern für Werte vermittelt.
Die Story endet mit einem wirklich üblen Cliffhanger und trotzdem will ich nicht wissen, wie die Geschichte weitergeht. Also, tatsächlich ist das eines der wenigen Bücher, für das ich trotz vielversprechendem Start mal so überhaupt keine Leseempfehlung geben kann. Schade. Denn das Potential war da.
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