[Eigenes Exemplar]

Zum Inhalt:

Pia sieht im Leben keinen Sinn mehr. Wozu das alles, fragt sich die Siebzehnjährige. Ihr bester Freund Mo hat sich vor einem knappen Jahr umgebracht und sie selbst ist unendlich einsam. Zu ihrer Familie besteht kaum Kontakt. Freundschaften in der Schule sind nur oberflächlicher Natur. Ihre große Liebe nutzt sie nur aus. Es ist alles trostlos. Hoffnungslos. So beschließt sie, sich in der Nacht vor ihrem 18ten Geburtstag das Leben zu nehmen.

Doch dann begegnet ihr Tom – ein neuer Schüler. Irgendwie – sie weiß selbst nicht warum, fangen die beiden an, Zeit miteinander zu verbringen und ganz langsam scheint das Leben wieder lebenswert…

Meine Meinung:

Das Buch ist mir zufällig in einem Antiquariat in die Hände gefallen. Es ist anders – ich denke, so kann man das sagen. Der Aufbau innen ist aus unterschiedlichen Schriftarten, mit Zeichnungen, Bildern und einer Playlist gestaltet. Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven von Tom und Pia erzählt.

Pia ist ein düsterer Charakter – depressiv, einsam. Auf den ersten Blick oberflächlich und ein Partygirl. Drogen und Alkohol spielen in ihrem Leben eine große Rolle. Dieser ständige Rauschzustand hat dazu geführt, dass ich lange gebraucht habe, um Pia sympathisch zu finden.

Doch in ihr drin ist ein tiefgründiges Wesen, das verzweifelt versucht, von jemandem geliebt zu werden. Keine stabile Familie, kein Halt von den Menschen, die sie halten müssten. Auf sich allein gestellt. Kein Vertrauen mehr in andere Menschen. Kein Vertrauen mehr in sich selbst. Dabei aufzugeben. Einfach alles aufzugeben.

Ihre einzige Möglichkeit für sie ist es, ihren Schmerz zu betäuben. Das war etwas, womit ich wirklich große Schwierigkeiten hatte. Diese „ich betäube mich mit Alkohol und Drogen-Philosophie“ hat mir überhaupt nicht gefallen. Überhaupt spielen Drogen und Alkohol in ihrem Umfeld eine mehr als große Rolle. Das empfand ich beim Lesen als unangenehm.

Dennoch:

Ihre Gedanken, ihr ganzes Empfinden haben angefangen mich zu berühren. Ich habe mich selbst in einigen ihrer Gedanken wiedergefunden. In mehr Gedanken, als ich mir das selbst wünschen würde.

Sie lässt den Leser an ihren dunklen Momenten teilhaben, analysiert die Welt, philosophiert über ihr Dasein. Traurig. Einsam. Eindringlich und dunkel.

„Vielleicht bin ich einfach traurig, enttäuscht, habe aufgegeben, bin schon zu tief drin im Sumpf der Traurigkeit, kann nichts tun, außer mit Wut um mich zu werfen.“ – Seite 93

Sie ist wütend, hadert mich sich und der Welt, fühlt sich nicht zugehörig. Sie weiß nicht, wie sie sich selbst lieben soll. Wenn sie doch auch niemand anders auf dieser Welt lieben kann.

„Um einen anderen Menschen lieben zu können, muss man sich selbst erst lieben lernen. So sagt man doch, nicht? Aber was, wenn man sich nicht ausstehen kann? – Seite 112

„Wofür soll ich mich überhaupt bemühen? Niemanden hat es jemals wirklich gekümmert. Alles, was ich brauchte, war Zeit, Verständnis und Sicherheit. Aber das habe ich endgültig aufgegeben. Ich war schon immer allein, nun habe ich es bloß erst wirklich gemerkt. Wenn man den eigenen Eltern nicht vertrauen kann, wem dann überhaupt noch? Auf dieser Welt niemandem.“ – Seite 147

„Ich will mich verstecken. Ich kann nicht erfüllen, was von mir erwartet wird. Ich sehe, wie alle um mich herum selbstsicher ihren Weg gehen und ich glaube verstanden zu haben, wie es funktioniert, aber ich bin immer noch leer und finde in mir nichts, was ich will, nichts, was ich kann, nichts, was ich will, nichts.“ – Seite 150

Doch die Begegnung mit Tom verändert letztendlich Pias Sichtweise. Sie erweitert ihren Horizont, lässt Mauern einbrechen. Nicht mit einem Knall. Eher langsam, behutsam. Jeden Tag ein Stückchen mehr.

„Wir können so viel voneinander lernen, nicht nur Gutes, nicht nur Richtiges. Wir können aus unseren Fehlern und unseren Schmerzen lernen, wenn wir sie uns einander näher bringen – Seite 187

Die Geschichte hat mich stellenweise sehr berührt. Dennoch bin ich zwiegespalten. Gerade was die Protagonisten angeht. Einige von Lunas Gedanken gehen tief, regen zum Nachdenken an. Lassen sich selbst in einem anderen Licht erscheinen. Die eigenen Ansichten überdenken.

Der laxe Umgang fast aller Protagonisten jedoch mit den Drogen als einzige Möglichkeit mit Problemen umzugehen, hat mir überhaupt nicht gefallen, soll aber vielleicht die Unfähigkeit der Gesellschaft aufzeigen, Problemen wirklich zu begegnen und aktiv etwas zu verändern. Natürlich ist es viel, viel einfacher, sich einfach zu betäuben und mit dem Konsum eine scheinbar heile Welt zu schaffen, als ihre Ursache zu bekämpfen.

Ich finde es bedenklich, dieses so ausschweifend in einem Buch darzustellen. Gerade auch, wenn man davon ausgeht, dass vorrangig junge Leser dieses Buch lesen werden, die noch dabei sind, sich selbst zu finden und eben auch erst lernen müssen, ihre Kämpfe selbst zu kämpfen. Die Geschichte vermittelt meiner Meinung nach ein falsches Bild von Problemlösungsmöglichkeiten.

Ein weiterer Minuspunkt in der Geschichte ist, dass die Tagebucheinträge von Pia wirklich schlecht leserlich sind und es stellenweise sehr anstrengend war, die einzelnen Abschnitte zu entziffern.

FAZIT: Eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt, aber auch ihre Schwächen hat.