[Eigenes Exemplar]

Zum Inhalt:

Als Marc seine Stiefschwester Vicky nach vielen Jahren bei der Testamentseröffnung wiedersieht, sind die alten Gefühle für seine Stiefschwester sofort wieder da. Doch gleichzeitig stößt ihn ihr anbiederndes Gebaren bei Männern ab und er beschließt, ihr eine Lektion zu erteilen. Er lässt sie entführen und in ein Institut bringen, in dem junge Frauen zu devoten, willigen und gehorsamen Ehefrauen erzogen werden…

Meine Meinung:

Mir hat das Buch nicht besonders gut gefallen.

Marc und Vicky hatten eigentlich immer ein gutes Verhältnis miteinander. Doch ein Missverständnis im Teenageralter hat bei Marc zu Vorurteilen im Bezug seiner Steifschwester geführt und seine Sichtweise sehr stark beeinflusst.

Als Vicky im Institut ankommt, ist es quasi ein Kulturschock für sie, zumal sich nachher auch noch herauskristallisiert, dass ihr Verhalten so gar nichts mit der wahren Vicky zu tun hat.

Nach anfänglichen Startschwierigkeiten findet sie jedoch Gefallen an den dort herrschenden Regeln und kann nicht verleugnen, dass ihr die Unterwerfung auch Freude bereitet.

Marc erfährt nach einiger Zeit, dass nicht alles so war, wie es schien und hadert mit seiner Entscheidung. Mein Mitleid für ihn hält sich da sehr in Grenzen. Ich empfand ihn als anmaßend und nicht annähernd sympathisch.

Es gibt im Buch durchaus auch die ein oder andere ansprechende erotische Szene im BDSM-Kontext, aber trotzdem hat mir das gesamte Setting nicht zugesagt.

Zum einen ist mir das wiederholte: „Alle Frauen sind freiwillig hier. Du auch, schließlich hat Dein Bruder dich hier angemeldet“ auf die Nerven gegangen. Denn genau das ist eben nicht freiwillig. Und zum anderen war die ganze Geschichte sehr vorhersehbar und auch einseitig.

Die Frauen werden zu braven devoten Gespielinnen erzogen und müssen uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Dafür werden sie dann an einen reichen Mann verheiratet. Mitspracherecht? Fehlanzeige. Aber ist ja auch kein Problem. Die Damen sind ja freiwillig da. Und notfalls können sie sich ja später wieder scheiden lassen.

Dass die Sache mit Dominanz und Devotion aber eben keine Einbahnstraße ist, davon ist in der Geschichte nichts zu merken. Denn nach meinem Empfinden – und auch wenn man sich an SSC (Safe, Sane, Consensual) orientiert, trägt der Dom eine große Verantwortung. Er muss seine Sub lesen können, sie beschützen können, ihre Grenzen ausloten und achten. Und davon ist in der Geschichte wenig bis gar nichts zu spüren.

Das hat meine Lesefreude zum großen Teil getrübt. Gerade wenn man auch unerfahrenen Lesern einen Einblick in die Welt des BDSM geben möchte, sind doch gerade diese Grundsätze für den unerfahrenen Leser, der vielleicht darüber nachdenkt, so etwas auch einmal zu erleben, wichtig.

„Begierde“ ist nun mein zweites Buch von Lilly Grünberg gewesen und ein weiteres werde ich wohl nicht mehr von ihr lesen. Im Bereich BDSM-Literatur gehen unsere Geschmäcker da wohl etwas auseinander. Schade.

Rezension zu “Verführung der Unschuld”