[Eigenes Exemplar]

Zum Inhalt:

Der zweite Weltkrieg ist für die deutschen Bewohner im idyllischen Banat sehr weit weg. Die kleine Anni wächst sehr behütet im Schoß ihrer Eltern und Großeltern auf. Die Familie betreibt eine Gastwirtschaft und ist sehr beliebt und anerkannt. Sie haben ein gutes Leben. Arbeitsreich, aber gut.

Doch im Herbst 1944 nimmt das Grauen seinen Lauf. Die deutsche Wehrmacht zwingt die deutschen Bewohner für sie in den Krieg zu ziehen. Auch Annis Vater muss in den Krieg und seine Familie verlassen.

Und als wäre das nicht schrecklich genug, geschieht am Heiligabend 1944 das Undenkbare. Einheimische Partisanen verschleppen die jungen deutschen Frauen nach Sibirien, damit diese dort Zwangsarbeit leisten. Die kleine Anni wird in ein jugoslawisches Kinderheim verschleppt. Doch ihre Großmutter lässt das kleine Mädchen nicht im Stich. Sie begleitet sie und riskiert dafür ihr Leben…

 

Meine Meinung:

Das Deutsche seit einigen Jahrhunderten im Banat gesiedelt haben, war mir bis zur Lektüre gänzlich unbekannt. Das gab erstmal einen kurzen geschichtlichen Exkurs für mich, damit ich mir beim Lesen die Menschen und das Leben in dieser Region vorstellen konnte.

Das Buch selbst hat mich sehr berührt und auch fassungslos gemacht. Die Grausamkeit und das Wissen, dass all diese Dinge so geschehen sind, wie Hera Lind es aufgrund der detaillierten Aufzeichnungen der kleinen Anni – die jetzt eine alte Dame ist und all das Grauen überlebt hat– in einen Roman verpackt hat, haben mich lange Zeit sehr beschäftigt.

Mehr als einmal habe ich das Buch zur Seite legen müssen, weil ich die Grausamkeiten, die Gewalt und den Hass in der Geschichte einfach nicht aushalten konnte. Gerade in dem Wissen, dass es derzeit wieder so viel Krieg, Hass, Gewalt & Tod auf unserer Welt gibt, ist mir das Lesen um ein Vielfaches schwerer gefallen.

Ich werde nichts Wertendes zu diesem Buch schreiben. Das steht mir überhaupt nicht zu. Nur so viel: Frau Lind versteht es, die Menschen, das Land und ihre Erlebnisse fesselnd und voller Mitgefühl zum Leben zu erwecken.

Der Mut von Annis Großeltern, ihrer Mutter und Anni selbst und den vielen, vielen anderen Menschen in diesem Buch, der trotz aller Widrigkeiten versucht haben, sich ihre Menschlichkeit und Ihr Mitgefühl zu erhalten, nötigen mir den allergrößten Respekt ab. Es gab viele Gänsehautmomente beim Lesen. Viele Momente, in denen die Tränen kamen und Momente, in denen ich mich immer wieder fragte, wie Menschen andere Menschen so grausam behandeln können.

Von meiner Seite aus gibt es eine Leseempfehlung für diese Geschichte. Doch auch den Hinweis, dass das Buch an manchen Stellen nur schwer auszuhalten ist. Trotzdem oder genau deswegen ist es ein sehr wichtiges Buch. Also lest es. Unbedingt.