[Eigenes Exemplar]
Zum Inhalt:
Als Judith durch einen Zufall Hannes im Supermarkt kennenlernt, entwickelt sich aus dieser zufälligen Begegnung eine Beziehung, die zu Beginn wunderbar ist. Judiths Freundeskreis und auch die Familie schließen den Architekten sofort in ihr Herz. Doch Judith fühlt sich alsbald erdrückt und kontrolliert in der Beziehung und Hannes entwickelt Eigenarten, die Judith Beklemmungen verursachen. Schließlich will sie die Trennung, doch dann wird Hannes erst recht aufdringlich…
Meine Meinung:
Judith ist eigentlich glücklicher Single, doch Hannes gewinnt auf seine charmante und zuvorkommende Art schnell ihr Vertrauen. Am Anfang ist alles großartig, quasi wie aus dem Bilderbuch. Er ist beruflich erfolgreich, will eine feste Beziehung, erklärt Judith jeden Tag, sie sei sein Ein und Alles. Und nimmt ihr immer mehr den Raum für sich selbst und die Luft zum Atmen. Er klingt sich auf unangenehme Art und Weise ein, als sie ihre Familie ohne seine Begleitung besuchen will.
Als Judith beschließt, sich zu trennen, akzeptiert Hannes die Trennung überhaupt nicht. Das ist für sich genommen schon schlimm genug. Aber er involviert auch noch Freunde und Familie, um Judith zu überzeugen, die Beziehung wieder aufzunehmen und beginnt, sie systematisch in den Wahnsinn zu treiben.
Als Judith den Schlussstrich zieht, steckt sie schon mittendrin in einer hochtoxischen Beziehung und da rauszukommen ist mehr als schwer. Dadurch, dass Hannes sich überall so charmant verkauft hat, halten alle Judith für dumm, diesen großartigen Mann verlassen zu haben und dadurch verliert sich ziemlich schnell den Rückhalt durch Familie und Freunde. Niemand glaubt ihr, dass Hannes schlimme Dinge tut und so ganz auf sich allein gestellt, mit einer Angst, die jeden Tag größer wird, ist der psychische Zusammenbruch regelrecht vorprogrammiert.
Zu Beginn ist die Geschichte recht unterhaltsam und angenehm, doch die Wandlung von Hannes lässt beim Lesen ein düsterndes Gefühl zurück. Das ihre Familie und ihre Freunde sich so von ihm überzeugen lassen und ihr einfach nicht glauben, hat mir beim Lesen zu schaffen gemacht. Auch wenn ich gleichwohl weiß, dass das in toxischen Beziehungen „normal“ ist. Der toxische Partner tut alles, um den nichttoxischen Partner als unglaubwürdig darstellen zu lassen und isoliert ihn von seinen Lieben. Bis einem selbst das klar wird, ist es meistens zu spät. Judith passiert genau das und dadurch, dass ihr – bis auf ihre Auszubildende – niemand glaubt, entwickeln sich bei Judith gravierende psychische Probleme.
Ab da wurde die Geschichte für mich ein wenig verwirrend und ich konnte der Handlung nicht mehr so gut folgen, wie zu Beginn. Sie landet in der Psychiatrie, traut sich jedoch nicht, sich anzuvertrauen. Das ist meist fatal in solchen Beziehungen, denn ohne Verbündete ist es schwer, die Situation zu verlassen.
Durch die Unterstützung ihrer Auszubildenden gelingt es ihr jedoch, das große Geheimnis um Hannes zu lüften, einen finalen Plan zu entwickeln und die Situation am Ende doch zu einem guten Ende zu bringen. Da will ich nicht zu viel verraten. Das Ende hat mir wiederum gut gefallen.
Der Schreibstil ist – wie man es von Daniel Glattauer gewöhnt ist – klar und angenehm. Die Geschichte ist mit knapp 200 Seiten nicht allzu umfangreich und wurde übrigens auch verfilmt. Derzeit in der ZDF Mediathek im Stream zu sehen.
Von mir bekommt die Geschichte 3 von 5 Sternen.
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