[als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar]
Zum Inhalt:
Berlin 1942. Ein junger Schweizer namens Friedrich verlässt sein Land, um sich Berlin anzusehen. Zu sehen, wie sich Deutschland im zweiten Weltkrieg verändert. Rauszufinden, ob an den Gerüchten etwas dran ist. Um Urlaub zu machen.
In Deutschlands Hauptstadt angekommen, begegnet er Kristin. Eine bildhübsche junge Frau. Sängerin. Model in der Hochschule. Geheimnisvoll. Sie verlieben sich ineinander. Eines Tages besucht sie ihn im Hotel. Blutverschmiert. Und vertraut ihm ihr Geheimnis an. Sie heißt nicht Kristin. Sie heißt Stella. Stella Goldschlag. Sie ist Jüdin….
Meine Meinung:
Zu diesem Buch eine Rezension zu schreiben, empfinde ich als nicht so leicht. Beschreibt der Berliner Autor Takis Würger doch ein fürchterliches Kapitel in der deutschen Geschichte.
Der Schweizer Friedrich wirkt unbedarft. Verliebt. Teilweise naiv. Offensichtliche Hinweise zu Stellas Tätigkeiten übersieht er. Vielleicht will er sie auch nicht wahrhaben. Er liebt Stella. So sehr. Er will sie beschützen. Ein gemeinsames Leben mit ihr führen.
Doch was tust Du, wenn Du herausfindest, dass die große Liebe Deines Lebens nicht so ist, wie sie vorzugeben scheint?
„In diesem Moment entschied ich, dass ich an ihrer Seite bleiben würde. Sie war die Frau, die mir kleine Zettel schrieb. Sie hatte keine Wahl.“ – Seite 124
Stella ist eine facettenreiche Persönlichkeit. Bildhübsch. Eine Künstlerin. Redegewandt. Sie will ihre Eltern vor dem sicheren Tod bewahren und trifft so ihre Entscheidung. Die falsche? Vielleicht. Doch wer von uns will sich anmaßen, das zu beurteilen? Es ist eine Zeit der Willkür. Eine Zeit in der Menschen nach Lust und Laune über Leben und Tod entscheiden konnten. Eine Zeit, in der die Menschen gezwungen wurden, unmenschliche Entscheidungen zu treffen. Um ihre Familien zu retten. Um ihr eigenes Leben zu retten.
„Vielleicht ist es Schwäche, die dazu führt, dass wir anderen wehtun.“ – Seite 194
Takis Würger erzählt in „Stella“ mit eindringlicher Stimme vom Holocaust und der Judenverfolgung. In einer klaren und teilweise sehr nüchternen Sprache nimmt er den Leser mit auf eine Reise ins dunkle Berlin im Jahr 1942 und trifft mit seinen Worten mitten ins Herz.
Jedes Kapitel beginnt mit einer kleinen Zusammenfassung der geschichtlichen Ereignisse des jeweiligen Monats und einem Ausschnitt aus einer Prozessakte.
Diese Prozessakten sind die Realität. Die dort geschilderten Sachverhalte haben sich tatsächlich so zugetragen. Sämtliche aufgezählten geschichtlichen Aspekte haben sich genauso ereignet. Und auch Stella Goldschlag hat existiert und geholfen, mehrere hundert Juden in die Konzentrationslager zu deportieren.
Eine Geschichte, die unbedingt gelesen werden sollte. Und die zum Nachdenken anregt. Wie hätte sich jeder einzelne von uns entschieden? Die liebsten Menschen in unserem Leben retten und dafür andere opfern oder „ehrenhaft“ bleiben und damit die eigene Familie (und sich selbst) in den Tod schicken? Eine Entscheidung, die ich niemals in meinem Leben treffen möchte.
„Ich weiß nicht, ob es falsch ist, einen Menschen zu verraten, um einen anderen zu retten. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, einen Menschen zu verraten, um einen anderen zu retten.“ – Seite 196
FAZIT:
Ein Buch, das gelesen werden muss. Unbedingt.
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