[Eigenes Exemplar]

Zum Inhalt:

Drei verschiedene Jahrzehnte. Drei verschiedene Frau. Angela, Evelyn und Nancy müssen sich auf unterschiedliche Art und Weise mit ihrem Kinderwunsch auseinandersetzen. Erfahren, wie selbstbestimmt Frauen wirklich sind, wenn es darum geht, ihr Kind zu behalten oder eben nicht.

Als Angela zufällig den Brief einer ihr unbekannten Frau in die Hände fällt, die gezwungen wurde, ihr Kind in den 60iger Jahren zur Adoption freizugeben, ist es ihr ein dringendes Bedürfnis, diesen Brief der unbekannten Tochter zu überreichen und macht sich auf die Suche nach der Nadel im Heuhaufen…

Meine Meinung:

Ich war neulich mit meiner lieben Freundin Bianca essen und da zog sie „“Frag nach Jane“ aus der Tasche und bat mich, es zu lesen. Es ist also strenggenommen nicht mein eigenes Exemplar, sondern ihres. Wenn man es genau nimmt.

Also dachte ich, ich lese mal rein. Und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Die Emotionen, die mich während des Lesens begleitet haben, sind nur sehr schwer in Worte zu fassen.

Unverheiratet schwanger werden im Amerika der 60iger Jahre – natürlich wusste ich, dass das nicht einfach war. Doch das die Familien der jungen Frauen und die Institutionen, die ihnen helfend zur Seite stehen sollten, so grausam sein konnten, hat mich auch beim Lesen an den Rand meiner Vorstellungskraft gebracht.

Da ist z.B. die junge Evelyn, die nach dem Tod ihres Verlobten nun schwanger ist oder die junge Maggie, der nicht geglaubt wird, dass sie missbraucht wurde. Die beiden jungen Frauen freunden sich im Heim für ledige Mütter verbotenerweise miteinander an und versuchen, die unzähligen Grausamkeiten der Nonnen zu überstehen. Beide wollen ihr Kind nicht fortgeben, doch ihr Wille zählt einfach nicht. Kurz nach der Geburt müssen sie ihr Kind abgeben. Ob sie wollen oder nicht. Es gibt keinen anderen Ausweg.

Die Geschichte nimmt uns mit auf eine Zeitreise. Sie nimmt uns mit und zeigt uns die Trauer, derjenigen Frauen, die ihre Kinder unfreiwillig zur Adoption geben mussten und nie aufhören konnten, sie zu suchen. Das Leid der adoptierten Töchter, die sich fragten, ob ihre Mutter sie eigentlich geliebt hat. Die verzweifelte Suche nach einem Arzt, der eine illegale Abtreibung einer ungewollten Schwangerschaft durchführte und die man hoffentlich auch überlebte.  Und den Kampf vieler mutigen Frauen, die für Selbstbestimmung am eigenen Körper und das Wahlrecht auf Abtreibung kämpften und dieses 1973 auch gewannen.

Endlich waren Abtreibungen legal. Unzähligen Frauen, denen bisher im geheimen Projekt „Frag nach Jane“ geholfen wurde, um Todesfälle bei illegalen Abtreibungen zu vermeiden, konnte nun offiziell geholfen werden.

Eigentlich ein Happy End für die Selbstbestimmungsrechte der Frau. Möchte man meinen. Doch im Sommer 2022 kippte der Supreme Court in Amerika das Urteil von 1973. In vielen amerikanischen Bundesstaaten und auch vielen anderen Ländern auf der ganzen Welt auf der Welt ist Abtreibung weiterhin oder wieder illegal. Ein großer Schritt zurück.

Ich bin sehr dankbar dafür, niemals in der Lage gewesen zu sein, in der ich so eine schwere Entscheidung für oder gegen das Leben meines ungeborenen Kindes und für mich hätte treffen müssen und mag nicht darüber urteilen, wenn sich jemand für eine Abtreibung entschließt.

Aber ich bin sehr dankbar dafür, in einem Land zu leben, in dem ich die Wahlmöglichkeit habe, wenn ich jemals in so eine Situation kommen sollte.

Das Buch – hervorragend recherchiert, was die geschichtlichen Hintergründe angeht, ist so fesselnd und berührend und macht stellenweise auch so wütend. Wütend auf das konservative System. Wütend auf Menschen, die meinen für einen anderen so weitreichende Entscheidungen treffen zu dürfen. Es hat mich nach der Lektüre lange nicht losgelassen und war eines meiner Highlights für 2023.

Ich kann Euch das Buch „Frag nach Jane“ nur ans Herz legen. Unfassbar gut.