[Rezensionsexemplar]

Zum Inhalt:

Es ist Sommer.  Die Vögel zwitschern. Die Sonne scheint. Die Luft ist warm. Die Ferien stehen vor der Tür. Doch eines ist plötzlich nicht mehr so wie immer. Die Menschen verändern sich nicht mehr. Niemand altert oder stirbt. Kinder werden nicht mehr geboren oder wachsen. Niemand kann sich das erklären. Die Wissenschaft und die Regierung stehen vor einem schier unlösbaren Rätsel.
Was am Anfang für den ein oder anderen das große Glück war, entpuppt sich im Lauf der Zeit zu einem unhaltbaren Zustand…

Meine Meinung:

Was zuerst absolut großartig klingt: niemand altert mehr oder stirbt, man kann das Leben endlos auskosten, entwickelt sich irgendwann für die vielen verschiedenen Charaktere, die wir im Buch auf diesem ungewissen Weg begleiten dürfen, zu einem nicht endenden Albtraum.

Da ist zum einen Jenny: eine junge Frau. Fotografin. Mutter von zwei kleinen Kindern. Ehefrau. Kurz bevor der Stillstand eintritt, erhält sie die Diagnose Krebs im Endstadium und plötzlich ist Zeit ein sehr kostbares gut für die kleine Familie. Der Stillstand schenkt ihnen diese. Doch was Jenny zuerst glücklich macht, macht ihr irgendwann zu schaffen. Sie kapselt sich von ihrer Familie ab. Nutzt die Zeit, um beruflich wieder mehr zu tun und überlässt den Haushalt und die Kinder immer mehr ihrem Mann. Zum Teil, weil sie es nicht erträgt, Teil der Familie zu sein und dann eines Tages – wann auch immer das durch den Stillstand sein wird – zu sterben. Zum Teil aber auch, um ihrem Mann Gelegenheit zu geben, das Familienleben allein wuppen zu können und eben die Gewissheit zu haben, dass es funktioniert, wenn sie stirbt.

Doch Jenny ist nur ein Charakter in diesem Buch. Es gibt noch einige weitere Persönlichkeiten, die wir während des Stillstands begleiten dürfen. Ein jeder von ihnen hat mit eigenen Schwierigkeiten und eigenen Schwerpunkten zu kämpfen, doch eines im immer gleich: Ein jeder sehnt sich ab einem gewissen Punkt danach, dass der Stillstand aufhört und das normale Leben wieder in Gang kommt.

Irgendwann wandelt sich die Gesellschaft. Freude und Euphorie wandeln sich in Verzweiflung und dem krampfhaften Versuch, durch irgendetwas die Situation zu verändern. Menschen verlieren ihren Job und ihre Existenzgrundlage bricht vollkommen weg. Die Menschen fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen. Auch wenn klar ist, dass eben auch Regierung und Forschung von dieser Situation genauso überrascht sind, wie man selbst.

Der Stillstand verändern alle und alles. Das gelingt Maja Lunde in ihrem Roman auf eindrucksvolle Art und Weise dem Leser bewusst zu machen. Unweigerlich durchdenkt man seine eigene Lebenssituation mit einem Stillstand durch. Wie würde es sein? Würde man sich freuen?  Oder eher nicht? Würde es die eigene Lebensgrundlage in Schieflage bringen? Was würde es mit den Menschen machen, die einem selbst etwas bedeuten?

„Für immer“ ist eine spannende Geschichte, die die Gesellschaft auf verschiedenen Eben betrachtet und ein faszinierendes Gedankenspiel auslöst und von meiner Seite aus auf jeden Fall lesenswert.

Ich bedanke mich herzlich bei Vorablesen und dem btb Verlag für das Rezensionsexemplar.