[als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar]
Zum Inhalt:
Berlin 1993. Die Wende ist noch nicht allzu lange her. Doch in vielen Köpfen macht sich Unmut breit. Unmut und Hass. So auch bei Marco. Der junge Mann hat kaum Perspektiven. Er ist in die rechte Szene reingerutscht und fühlt sich dort willkommen und gut aufgehoben. Als er seinen Job verliert, ist es ihm nur recht, den Ausländern die Schuld daran zu geben.
Dima ist gerade 18 geworden und lebt seit einiger Zeit mit seinen Eltern und seinem Bruder in Deutschland. Ursprünglich in Russland geboren, versucht Dima in Deutschland Fuß zu fassen. Während sein Bruder mit Drogen dealt, versucht Dima auf ehrliche Art und Weise über die Runden zu kommen.
Eines Abends treffen Marco und Dima in einer Kneipe aufeinander. Die Situation eskaliert und Marco flieht von Deutschland nach Brasilien, nichtsahnend, dass ihn das Zusammentreffen mit Dima noch lange verfolgen wird….
Meine Meinung:
Die Geschichte wird in einer etwas derben Sprache aus der jeweiligen Sicht von Marco und Dima erzählt. Marco und Dima könnten unterschiedlicher nicht sein. Dima sieht sein Leben in Deutschland als große Chance und hofft, hier irgendwann Fuß zu fassen und ein gutes Leben zu führen. Doch dann kommt ihm das Zusammentreffen mit Marco dazwischen….
Marco hingegen hatte keine leichte Kindheit, er ist absolut perspektivenlos, seit er seinen Job verloren hat. Ein guter Grund, um den Zuwanderern in Deutschland die Schuld zu geben. Ich habe große Schwierigkeiten gehabt, mich Marco anzunähern. Seine Gedanken und sein Verhalten fand ich mehr als abstoßend. Er ist so furchtbar „dumm“, wiederholt die übelsten Stammtischparolen und fährt sein Leben buchstäblich an die Wand. Das fand ich schwer auszuhalten.
Durch seine Flucht nach Brasilien lernt er, dass es nicht „schwarz“ oder „weiß“ gibt, sondern viele Grauschattierungen, dass er plötzlich selbst auch Ausländer ist und trotzdem akzeptiert wird und vor allen Dingen lernt er, sich selbst wahrzunehmen und sich so zu akzeptieren, wie er ist. Denn die Menschen, die er dort kennenlernt, tun das ebenfalls.
Das war eine spannende Wendung. Er fängt an, sein Dasein zu überdenken und macht nicht mehr nur die „Anderen“ für sein persönliches Scheitern verantwortlich. Marco wird erwachsen und er übernimmt endlich selbst die Verantwortung für sein Leben.
Die geschichtlichen Hintergründe sind detailliert recherchiert und lassen den Leser die politische Situation 1993 gut nachvollziehen.
Die Themen Rechtsextremismus, Fremdenhass und Gewalt sind heute wieder aktueller denn je und gehen uns alle was an. Und ich halte das Buch für eine wichtige Geschichte, die gelesen werden sollte. Die Sprache von Marco ist sehr gewöhnungsbedürftig und bedrückend, aber davon sollte man sich definitiv nicht abschrecken lassen.
Ich werde niemals verstehen, wieso Menschen andere Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Herkunft oder Religion ablehnen. Niemals. Denn in erster Linie sind wir alle dasselbe: Menschen! Und so sollten wie einander auch behandeln!
Ich bedanke mich recht herzlich bei Bela Vivo für das Rezensionsexemplar.
Schreibe einen Kommentar