Zum Inhalt:

Von einem Tag auf den anderen lässt Marin alles zurück, was ihr bisheriges Leben ausmacht. Sie bricht nach dem Tod ihres Großvaters alle Kontakte zu ihrer Vergangenheit ab. Igelt sich ein. Andere Stadt, Studienplatz. Ein neues Leben. Ein unbeschriebenes Blatt. Alles auf Anfang. Doch die Traurigkeit lässt nicht zu, dass es ein unbeschwerter Anfang wird.

Marins beste Freundin lässt nicht zu, dass Marin einfach verschwindet. Kurz vor Weihnachten taucht sie in ihrem Wohnheim auf und konfrontiert Marin mit ihrer Vergangenheit…

Meine Meinung:

Das Buch war ein Spontankauf in der Buchhandlung, angeregt durch das bildhübsche Cover und den berührenden Klappentext. Mein erstes Buch der Autorin.

Ein Gänsehautbuch übrigens.

Die Geschichte spielt quasi in zwei Zeiten:

Da sind zum einen Marins Erinnerungen, die sie mit uns teilt. An ihre Kindheit, an die Vergangenheit. An ihre viel zu früh verstorbene Mutter, an ihren liebenswerten Großvater, der versucht hat, ihr die Eltern zu ersetzen. Doch gleichzeitig auch viele Geheimnisse hütete.

Immer wieder verschwindet Marin in ihren Erinnerungen und nimmt uns Leser mit, in die Zeit, in der sie sich noch lebendig gefühlt hat. In der das Leben voller Hoffnung, Träumen und Plänen war.

Und dann ist da Marin heute. Es ist kalt. Es ist Winter. Eine fremde Stadt. Sie ist einsam. Auch wenn sie dort Freunde gefunden hat, ist sie tief in ihrem Inneren einsam und unfassbar traurig. Denn das Ende ihrer Vergangenheit, ist gleichzeitig das Ende von allem, was sie kannte. Was ihr vertraut war.

Sie kann keine Nähe zu lassen, hat Angst, wieder verletzt zu werden. Zu tief sind die Verletzungen durch die Geheimnisse ihres Großvaters. Und sie kann all diese Dinge nicht mehr klären. Denn sie ist allein auf dieser Welt. Eine Ein-Mensch-Familie. So fühlt sie sich.  Marins Gefühle sind mir beim Lesen tief unter die Haut gegangen.

Ich kann sie so gut verstehen. Das Gefühl, Nähe zu wollen und gleichzeitig viel zu verletzt zu sein, um sie zuzulassen. Ein Teufelskreis, aus dem man nur schwer wieder hinausfindet.

Doch dann taucht Mabel auf. Ihre allerbeste Freundin. Und nicht nur das. Damals waren sie so viel mehr. Und Mabel gibt nicht auf. Behutsam versucht sie, Zugang zu Mari zu finden und langsam bröckelt die Fassade…

Marin bekommt die Chance, die Vergangenheit mit ihrer Hilfe hinter sich zu lassen und einen wirklichen Neuanfang zu wagen. Ihr wird klar, dass sie nicht allein ist. Auch wenn sie sich manchmal so fühlt. Und mit Mabels Hilfe, schafft Marin es, ihren Mut langsam und vorsichtig wiederzufinden und zaghaft einen Schritt in ihr neues Leben zu machen.

Berührend. Poetisch. Wunderbare Sprache. Eine zu Herzen gehende Geschichte.