TRIGGERWARNUNG: Achtung: im Buch geht es um häusliche Gewalt und Misshandlungen.

Eigenes Exemplar

Zum Inhalt:

Lakeview. Die Bigelows sind die perfekte Familie: Beide gutaussehend, reich, Dr. Bigelow ist beruflich erfolgreich, das Zuhause ist wunderschön. Die beiden Kinder sind wohlgeraten.

So der Blick von außen. Doch hinter der Fassade lauert das Grauen und Zane und seine kleine Schwester werden zuhause misshandelt. Irgendwann eskaliert die Situation Zuhause und ein aufmerksamer Polizeibeamter blickt hinter die Fassade und glaubt Zane….der Schrecken scheint ein Ende zu haben.

20 Jahre später. Zane ist nach Lakeview zurückgekehrt. Als ihm die neu dazugezogene quirlige Landschaftsgärtnerin Darby begegnet, bahnt sich zwischen den beiden rasch eine Liebesbeziehung an. Doch auch Darby hat ähnliche Narben auf der Seele und dann holt die Vergangenheit die beiden ein….

Meine Meinung:

Das was alle Bücher von Nora Roberts auszeichnet, ist der liebevolle und herzliche Umgang, den ihre Protagonisten miteinander haben. Man fühlt sich in ihren Büchern schon auf den ersten Seiten gut aufgehoben. Normalerweise.

Dieses Mal war das anders. Der erste Teil des Buches in dem es um Zane und seine Familie geht, sind nicht so leicht zu verdauen. Grausamkeiten bestimmen seinen Alltag. Ich musste manches Mal schlucken und das Buch zur Seite legen.

Zane versucht seine Schwester vor den Grausamkeit der Eltern zu beschützen, doch sein Vater wird immer ausgefeilter mit seinen sadistischen Spielereien. Zane kann sich niemandem anvertrauen, also beginnt er zu schreiben.

Dann geschieht die Nacht, die sein Leben und das Leben seiner Schwester verändert.

Im zweiten Teil spielt die Geschichte 20 Jahre später. Die Kindheit liegt hinter Zane und seine Schwester. Er arbeitet als Anwalt und hat mit der Vergangenheit abgeschlossen. Als ihm Darby begegnet, ändert sich sein Leben um 180 Grad, denn die quirlige junge Frau zieht mit ihrer fröhlichen und herzlichen und energiegeladenen Art jeden Menschen in ihren Bann. Man kann kaum glauben, dass sie ebenfalls in einer Gewaltbeziehung gelebt hat. Auch Darby glaubt, dass hinter sich gelassen zu haben.

Alles könnte so schön sein. Doch im dritten Teil des Buches holt die Vergangenheit die beiden ein und sie müssen einmal mehr dafür kämpfen, ein friedliches, selbstbestimmtes und glückliches Leben führen zu können.

Das Buch ist großartig, doch oder gerade wegen der schweren Thematik. Das Nora Roberts sich so ausführlich dem Thema „häuslicher Gewalt“ zuwendet, habe ich bisher in keinem anderen ihrer Bücher wahrgenommen.

 

Es mag dem ein oder anderen Leser vielleicht ein wenig übertrieben erscheinen, doch meiner Erfahrung nach kommt häusliche Gewalt viel häufiger vor, als die meisten Menschen denken.

Von daher finde ich es gut, dass Nora Roberts so ausdrücklich in „Strömung des Lebens“ darüber schreibt und darauf aufmerksam macht.

„Meine Güte Zane, was ich da alles gehört habe. Frauen, die Jahre bei ihrem gewalttätigen Partner geblieben sind. Frauen, die abgehauen sind nur um wieder zu ihm zurückzukehren. […]

Nicht, weil sie wollen, dass man ihnen wehtut oder weil sie schwach sind. Sondern weil sie emotional, seelisch, mental am Ende sind und sich in einem Teufelskreis befinden“ – Seite 294

Diese Sätze im Buch beschreiben die Situationen von Menschen in Gewaltbeziehungen ziemlich gut. Es ist nicht leicht, sich alleine aus so einer Beziehung zu befreien. Denn oftmals hat man sich selbst bereits verloren. Die ständige Angst und die Misshandlungen – psychisch oder körperlich – haben ihre Spuren hinterlassen.

Oftmals werden die Opfer häuslicher Gewalt isoliert, Kontakte systematisch unterbunden, um die Möglichkeit, dass das Opfer sich Hilfe sucht, von vorneherein zu unterbinden.

Deswegen: schaut nicht weg. Seid aufmerksam. Fragt nach, wenn Euch etwas merkwürdig erscheint. Bietet Eure Hilfe an. Immer wieder. Und vor allem: habt Geduld. Diejenigen, die häusliche Gewalt erleben, werden lange brauchen, um Euch soweit zu vertrauen, dass sie Eure Hilfe annehmen können. Manchmal wird es Rückschläge geben. Aber dann gebt nicht aus. Es ist wichtig, dass ihr am Ball bleibt und da seid, wenn der andere dann irgendwann soweit ist, diese Beziehung zu verlassen.

Und bleibt auch danach füreinander da. Die gefährlichste Zeit in einer häuslichen Gewaltbeziehung ist die Zeit nach dem Aussprechen der Trennung.

Die Geschichte hat mich sehr berührt und ich bin der Meinung, dass es eines der großartigsten Bücher ist, die Nora Roberts jemals geschrieben hat.

Und falls sich einer von Euch in einer ähnlichen Situation befindet. Sucht Euch Hilfe. Ihr seid nicht schuld an dieser Situation.

Ihr könnt mir auch gerne über den Blog eine Nachricht schicken. Ich höre Euch zu.