[als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar/Verlinkung]

Zum Inhalt: Als ihr Mann ihr eröffnet, dass er eine andere Frau liebt, fällt Veronika aus allen Wolken. Neben dem existentiellen Scherbenhaufen ihres Lebens, ist sie nun auch emotional angeschlagen. Ihr Selbstbewusstsein hat einen ziemlichen Dämpfer erlitten.  Zum Glück hat sie eine beste Freundin, die es versteht, Veronika abzulenken. Auf einem ihrer Ausflüge ins Berliner Nachtleben lernt Veronika Matt kennen. Die beiden verbringen eine Wahnsinnsnacht miteinander. Matt scheint auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Er ist erfolgreich in seinem Job bei dem Digitalkonzern „Better Life Company“. Als er Veronika vom neuesten Geniestreich des Konzerns erzählt, ist sie gleich Feuer und Flamme. Eine neue App namens „Aurora“, die dem User dazu verhilft, sein Leben zu optimieren und auch finanziell durch verschiedene Möglichkeiten aufzusteigen, ist auf dem Markt erschienen. Veronika, die sowieso keinen Moment ohne ihr Smartphone anzutreffen ist, ist begeistert und stürzt hinein in das neue digitale Abenteuer ihres Lebens – ohne zu ahnen, dass es manchmal besser wäre, offline zu sein.

Meine Meinung:

Der Schreibstil von Martin Matheo ist ein wenig anders, als die Bücher, die ich normalerweise lese. Was genau anders ist, kann ich nicht wirklich in Worte fassen. Ich empfinde seine Sätze als sehr klar und detailliert durchstrukturiert. Man merkt, dass er Freude daran hat, mit Worten umzugehen.

Veronika ist eine Persönlichkeit, die gerade eine schwere Zeit durchmacht. Vom Mann verlassen, finanziell und beruflich gestrandet, keine wirkliche Perspektive – zumindest keine, die ohne viel Mühe umzusetzen wäre. Ich denke, die größte Schwierigkeit ist das angeknackste Selbstbewusstsein. Schließlich hat die Liebe ihres Lebens sie für seine jüngere Sekretärin verlassen. Das hat sie sehr verletzt.

Und natürlich fragt man sich dann, was man denn dann noch vom Leben erwarten kann. Ob man sich nochmal verliebt. Wie es jetzt weitergeht. Was das Leben noch bereithält. Welche Möglichkeiten einem offen stehen.

Als sie die App „Aurora“ kennenlernt, hat sie endlich wieder ein Ziel. Eine Perspektive. Punkte sammeln. Geld verdienen. Neue Bekanntschaften schließen. Dass die App immer mehr Zeit in Anspruch nimmt, realisiert Veronika überhaupt nicht. Es macht ja schließlich Spaß. Die vielen, verschiedenen Möglichkeiten. Gar nicht so einfach, das Passende auszuwählen. Aber „Aurora“ weiß einfach immer, was Veronika jetzt gerade braucht.

Eine erschreckende Vorstellung. Ein großer Konzern, der durch eine App seine User kontrolliert und mit einem Belohnungssystem sie dahin bekommt, wo er sie haben will. Eine Utopie? Wohl kaum.

Denn tatsächlich haben die kleinen und überaus praktischen Smartphones ja schon fast jeden Haushalt erobert. Man ist überall erreichbar. Alles was man sucht, findet man per Klick und wenn einem langweilig ist, vertreibt einem so manche App die Langeweile. Ein Klick und man ist mitten drin im (virtuellen) Leben.

Und wie oft begegnen einem Menschen, die sich in einem Cafè gegenübersitzen, beide mit ihren Smartphones in der Hand. Ein anregendes persönliches Gespräch? Fehlanzeige.

Und Veronika lebt einem genau das vor. Durch ihr Smartphone, welches sie liebevoll „mein zweites Gehirn“ nennt, verliert immer mehr den Bezug zur realen Welt. Alles spielt sich virtuell ab.

Genau an dieser Stelle macht die Geschichte von Martin Matheo mehr als nachdenklich.

Wie viel Raum räumen wir tatsächlich unserem kleinen Alltagshelfer ein? Wie sehr werden wir von den großen Konzernen in unseren Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen kontrolliert und auch in Richtungen geführt, in die wir vielleicht gar nicht gehen wollen, uns die Konzerne aber haben wollen? Weil wir so leichter zu kontrollieren sind. Und genau das ist es, worum es letztendlich geht: Um Geld, Macht und Kontrolle. Als Veronika das klar wird, steckt sie schon viel tiefer drin, als gut wäre…

Nach der Lektüre bleibt ein bitterer Beigeschmack, aber auch eine Nachdenklichkeit und Achtsamkeit, sein eigenes Verhalten zu hinterfragen, zu reflektieren und einfach auch mal offline sein zu wollen.

Ein spannender Roman zu einem hochaktuellen Thema.

Ich bedanke mich herzlich bei Martin Matheo für das Rezensionsexemplar.