[Werbung / Rezensionsexemplar]

Zum Inhalt:

Asien: Die Menschen werden nicht mehr auf natürlichem Weg gezeugt, zumindest nicht mehr, wenn die Eltern genügend Geld haben. Wer es sich leisten kann, gibt seinem Nachwuchs den besten Genpool der Welt mit. Ab besten aus einem angesagten Designer-Labor.

Simone hat keinen besonderen Gen-Pool abbekommen. Nicht weil ihre Mutter sich das nicht leisten konnte, denn das konnte sie. Warum weiß Simone nicht. Und ihre Mutter kann sie nicht mehr fragen. Doch ihr Leben in der perfekten Gesellschaft ist als „auf natürlichem Weg Gezeugte“ nicht so leicht, denn sie wird ausgegrenzt. Darunter leidet sie sehr. Als sie ungeplant schwanger wird und in ihr ebenfalls ein „wildwüchsiges“ Kind heranwächst, muss sie eine schwere Entscheidung fällen…

Meine Meinung:

Was für eine gruselige Vorstellung: die Welt besteht nur noch aus zwei Gruppen: Der „Elite“ – den Menschen mit dem besten und angesagtesten Genpool. Klug. Bildhübsch. Erfolgreich. Die Welt liegt ihnen zu Füßen. Und dem „Rest“. Menschen ohne Optimierung. Mit vermeintlichen Makeln. Natürlich. Unperfekt. Weniger wert.

Wobei sich da dann auch immer noch die Frage stellt: wer entscheidet denn was perfekt ist? Äußerlichkeiten & Perfektion bestimmen in „Unter Markenmenschen“ das Dasein, sind maßgeblich für Erfolg und Akzeptanz in der Gesellschaft. Kranke und behinderte Menschen sind eine Zumutung und sollten still in ihren eigenen vier Wänden bleiben.

Die Vorstellung, dass so eine Gesellschaft das Maß aller Dinge sein könnte, macht mich mehr als nachdenklich. Und gleichzeitig stellt sich mir die Frage, wie weit (jetzt mal abgesehen von der Gentechnik) sind wir denn davon entfernt, alles und jeden nur nach Äußerlichkeiten zu bewerten? In Zeiten von dem perfekten Bild bei Instagram, dem angesagtesten Video bei TikTok.

Die Geschichte, die Birgit Rabisch ursprünglich als Kurzgeschichte geschrieben hat, macht nachdenklich.

Protagonistin Simone lässt uns in Tagebuchform an ihrem Alltag teilhaben. An der innigen Beziehung zu ihrem Bruder, ihrer Traurigkeit bezüglich ihrer Ausgrenzung der Gesellschaft, dem Aufkeimen der ersten großen Liebe, mit der sie nie gerechnet hätte, und ihrer Schwangerschaft und dem Abwägen, ob sie ihrem Kind ein Leben voller Ausgrenzung.

Simone ist trotz aller Unwägbarkeiten eine starke und sympathische junge Frau. Als sie ihre große Liebe findet, könnte alles so einfach sein, doch die Natur macht ihr mit der ungeplanten Schwangerschaft einen Strich durch die Rechnung. Ein Unglück? Oder eine Chance? Und so steht sie vor der schwierigen Entscheidung, ob sie ihr Kind – einfach nur durch seine ungeplante und natürliche Zeugung zu einem Ausgegrenzten der derzeitigen Gesellschaft machen soll. Eine Entscheidung, die nicht leichtfällt. Der Leser erlebt ihren Konflikt aus nächster Nähe mit.

Die Geschichte ist absolut lesenswert. Guter klarer Schreibstil. Mehr brauche ich dazu eigentlich nicht zu sagen.

Ich bedanke mich herzlich bei der lieben Birgit und dem Verlag duotincta für das Rezensionsexemplar.