[Eigenes Exemplar]

Zum Inhalt:

Norah überlebt mit viel Glück einen schweren Autounfall. Als sie aus dem künstlichen Koma erwacht, kann sie sich zwar an vieles erinnern, aber nicht an alles. Und am meisten fehlen ihr die zu den Erinnerungen gehörenden Empfindungen.

Als sie versucht, sich zu Hause wieder einzuleben, stellt sie fest, dass sie mit dem Mädchen, dass sie vor dem Unfall gewesen zu sein scheint, nichts mehr gemeinsam hat. Ganz im Gegenteil. Ihre Freunde, Ihre Kleidung, Ihr Zimmer, alles scheint ihr völlig fremd.

Sie meldet sich ganz verzweifelt bei ihrem ehemals besten Freund Sam. Er ist der Einzige, der ihr gerade in den Sinn kommt und dem sie sich anvertrauen kann. Doch Sam ist seltsam distanziert. Er sagt, sie sind schon lange keine Freunde mehr. Das kann sich Norah überhaupt nicht vorstellen. Sam gehört doch schon immer zu ihrem Leben dazu.

Sie beschließt der Sache auf den Grund zu gehen und rauszufinden, wer sie eigentlich ist…

Meine Meinung:

Wer schon mal ein Buch von Ava Reed gelesen hat, weiß, dass sie ziemlich gute Jugendbücher schreiben kann. „Wenn ich die Augen schließe“ reiht sich da nahtlos ein. Doch wer einen leichten Jugendroman mit einer Liebesgeschichte erwartet, kann mitunter enttäuscht sein. Denn das Buch behandelt sehr aktuelle, aber für den ein oder anderen Leser auch ggf. schmerzhafte Themen. Es geht um Mobbing, um Selbstverletzung und um Suizid. Keine leichte Kost.

Nora ist ein sympathischer Charakter. Zumindest die Norah nach dem Unfall. Sie versteht nicht, warum sie vorher so ein anderer Mensch war. Ihr wird im Lauf der Geschichte immer mehr klar, dass sie definitiv kein netter Mensch gewesen zu sein scheint. Damit klarzukommen und Sam um Verzeihung zu bitten, und auch sich selbst zu verzeihen, ist nicht leicht. Doch Norah ist ein toughes und mutiges junges Mädchen und fängt an, das Richtige zu tun und endlich ganz sie selbst zu sein. Egal, was die angesagten Kids in der Schule davon halten.

„Und das ist der Moment, in dem ich erkenne, dass ich nie eine andere Wahl hatte, als es noch einmal mit ihr in meinem Leben zu versuchen. Dass man sich so verhält, wenn man Menschen liebt. Man gibt ihnen eine zweite Chance. Besonders, wenn sie sich bemühen, es anders zu machen. Besser. Wenn sie Dir wieder guttun und nicht weh…“ – Sam Seite 208

Sam bewundere ich dafür, dass er – obwohl er sehr große Angst davor hat, nochmal von Norah verletzt zu werden, ihr trotzdem zur Seite steht. Sie wieder in sein Herz schließt. Ihr langsam wieder vertraut. Wieviel Stärke muss in diesem wunderbaren Jungen stecken?

„Für sie ist es, als wäre nichts gewesen. Nur ein Blick auf mein Handgelenk zeigt mir, die Narbe ist noch da und das sagt mir, dass es echt war. Das alles. Und sie ist längst nicht die einzige, die ich trage, aber die einzige, die ich verdecken muss.

Das Leben hinterlässt bei uns allen Narben, gute und schlechte, tiefe und kleine. Die auf der Haut und die uns drin. Meine Narbe erinnert mich daran, dass man nicht immer gewinnen kann, egal, wie sehr man kämpft…“ – Sam Seite 98

Zwischen den beiden entwickelt sich zuerst tiefe Freundschaft und dann – als Norah endgültig klar wird, wen sie in ihrem Leben will – wird mehr daraus. Auch wenn beiden klar ist, dass der Schulalltag nun für beide die Hölle werden wird…

„Alte Wunden brechen auf und ich wünschte, ich könnte sie mir rausreißen. So funktioniert das aber nicht. So hat es nie funktioniert. Nichts das Leben und noch viel weniger die Liebe…“ Sam Seite 180

Meine Meinung: ein großartiger Roman mit Tiefgang, der zum Nachdenken anregt. Und wenn Ihr Zeuge von Mobbing werdet: schaut nicht weg.

Von mir gibt es definitiv eine Leseempfehlung für diese Geschichte.