[Eigenes Exemplar]

Zum Inhalt:

Ostberlin 1973. Das junge Paar Ed und Gesa – genannt Peasy, verzweifeln am sozialistischen und diktatorischen Regime der DDR. Peasy wollte immer nur Primaballerina werden und tanzen. Ihr ganz großer Traum. Das Talent dazu war da, doch der sozialistische Staat wirft ihr jeden nur erdenklichen Knüppel zwischen die Beine. So will sie nicht leben. Und der rebellische Ed auch nicht. Gemeinsam planen sie ihre Flucht in den Westen. Doch unter ihren Helfern ist ein Spitzel der Stasi. Als sie gefasst werden und wegen Republikflucht angeklagt, folgt ein Martyrium, welches unvorstellbar grausam ist…

Meine Meinung:

Vor einigen Wochen habe ich bereits das Buch „Für immer Deine Tochter“ von Hera Lind lesen dürfen, welches mich sehr berührt hat. „Die Hölle war der Preis“ hat mich ebenso berührt, und fassungslos am Ende zurückgelassen.

Die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte zeigt schonungslos, wie es in der Deutschen Demokratischen Republik den politischen Flüchtlingen ergangen ist, wenn die Flucht gescheitert ist.

Die Geschichte von Gesa und Ed wird aus der Sicht von Gesa erzählt. Sie ist jung, hat große Träume und ist mittlerweile vollkommen resigniert, denn sie weiß, dass ihr in ihrem Land niemals die Möglichkeit gegeben wird, sich diesen einen großen Traum zu erfüllen. Dabei will sie einfach nur tanzen. Einfach nur tanzen. Sie ist eine kluge junge Frau und ihr Freiheitsdrang ist so unendlich groß. Sie kann und will nicht länger in diesem Land eingesperrt leben. Das kann sie nicht ertragen. Also planen die beiden die Flucht.

Doch die zwei werden erwischt. Ein abgekartetes Spiel. Sie standen wohl schon länger auf der Überwachungsliste der Stasi. Also Gefängnis. Peasy kommt ins Frauengefängnis nach Hoheneck und erlebt dort unvorstellbares Grauen. Stundenlange Verhöre. Schlafentzug. Arbeitsdienst. Kaum Essen. Keine Post. Kein Besuch. Kein Obst. Stundenlanges Stehen tagsüber. Auf die Betten legen ist tagsüber bei schwerer Strafe verboten. Die Liste ist endlos lang und jeder Punkt ist für sich gesehen, bereits furchtbar grausam.

Die Wärterinnen, über die Peasy berichtet, haben große Freude daran, grausam zu den Häftlingen zu sein. Politische Flüchtlinge sind in dem Regime der Abschaum. Das bekommt Peasy nicht nur von den Gefängniswärterinnen zu spüren. Auch die Mitgefangenen machen ihr das Leben zur Hölle. Über drei Jahre lang.

Ich glaube, ich hätte das niemals überleben können. Doch diese kluge junge Frau ist so unglaublich tapfer, sie bleibt standhaft, unterstützt durch ihre unerschöpfliche mentale Stärke überwindet sie das Unüberwindbare. Und egal, was das Regime ihr an Gift ins Ohr flüstert, was sie ihr anbieten, wenn sie Ed und ihre Freunde, die ihr zur Flucht verhelfen wollten, verrät, sie bleibt standhaft und gradlinig. Ich weiß nicht, ob ich – angesichts der vielen Drohungen und Quälereien so standhaft hätte bleiben können. Vermutlich nicht.

Und wieder sitze ich nach der Lektüre eines Buches nachdenklich da und frage mich, wie grausam Menschen zu ihresgleichen sein können. Es übersteigt schlichtweg meinen Verstand. Ich kann es einfach nicht nachvollziehen.

Wie kann ich einen Staat führen und all diese Grausamkeiten zulassen? Es gutheißen und forcieren, Menschen zu misshandeln, zu bedrohen, zu quälen, zu töten? Menschen, die einfach nur in Freiheit leben wollen. Nichts weiter, einfach nur in Freiheit leben.

Und wieviel Angst muss ich selbst haben, um so zu handeln? Als Regierungsbeamter, als ausführender Handlanger? Als Gefängniswärter? Als denunzierender Nachbar?

Für wie dysfunktional muss ich als Regierung meinen eigenen Staat halten, um Menschen regelrecht darin gefangen zu halten? Um ihnen eigene Meinungen zu verbieten? Um den Wunsch nach Freiheit und Flucht mit der Todesstrafe zu bestrafen? Und ihnen jegliche Freiheit zu nehmen?

Und es ist ja nicht so, als gäbe es im 21. Jahrhundert keine Diktaturen mehr auf der Welt. Menschen werden bis heute so behandelt. In vielen Ländern auf unserer Erde. Jeden Tag.

Mein Fazit: Das wird nicht das letzte Buch gewesen sein, welches ich über die Geschichte der DDR gelesen habe. Ein weiteres trauriges Kapitel der deutschen Geschichte.

Ich kann Euch das Buch nur ans Herz legen. Berührend. Grausam. Wichtig.