[Eigenes Exemplar]

Zum Inhalt:

1969.  Kya Clark ist allen Bewohnern von Barkley Cove nur als das „Marschmädchen“ bekannt. Von der Gesellschaft ausgegrenzt lebt die junge Frau schon seit der Kindheit allein in der Marsch von South Carolina. Ihre Geschwister und Eltern haben die Marsch schon lange verlassen und das kleine Mädchen dort zurückgelassen.

Sie schlägt sich allein durch. Hungert nach Liebe und Freundschaft. Als sich der Sunnyboy Chase Andrews für sie interessiert hofft sie, dass alles gut wird. Dass er sie heiratet. Sie eine Familie werden. Doch das passiert nicht. Kya ist wieder allein. Und dann wird Chase Andrews tot in der Marsch aufgefunden…

 

Meine Meinung:

Auch wenn das Jahr gerade erst angefangen hat und „Der Gesang der Flusskrebse“ erst Buch Nr. 3 in 2024 für mich ist, so kann ich ganz klar sagen, dass es definitiv eines meiner Highlights in 2024 ist.

Die Autorin versteht es, mit bezaubernden Worten die Marsch von South Carolina vor den Augen des Lesers zum Leben zu erwecken. Die Flora und Fauna detailliert und lebendig zu beschreiben.

Kya ist ein junges Mädchen, dass in seinem Leben eines auf die harte Tour gelernt hat: Die Menschen verlassen einen immer. Zuerst ist ihre Mutter gegangen, dann ihre Geschwister. Dann der gewalttätige, alkoholkranke Vater. Alle lassen sie das kleine Mädchen zurück. In einer Hütte mitten im Marschland. Sich selbst überlassen. Das war beim Lesen schwer auszuhalten und ich habe mir mehr als einmal die Frage gestellt, wer so etwas tut. Warum es für niemanden aus ihrer Familie eine Option war, das kleine Mädchen mitzunehmen? Es übersteigt meine Vorstellungskraft.

Kya ist tapfer. Erfinderisch. Lässt sich nicht unterkriegen. Sammelt Muscheln und verkauft sie, um Geld für Maisgries und Benzin für ihr Boot zu bekommen. Jumpin – der Besitzer eines kleinen Ladens – und seine Frau, sind die einzigen, die Kya unterstützen. Ihr die dringend benötigte Kleidung und anderes Lebenswichtiges zukommen lassen.

Und Tate. Der beste Freund ihres Bruders. Er bringt ihr Lesen und Schreiben bei. Doch dann muss er zum College und kehrt trotz seines Versprechens viele Jahr nicht mehr zurück in die Marsch.

Der Rest des kleinen Ortes schaut weg. Zieht über das Marschmädchen her. Gerüchte ranken sich um sie wie wild wuchernde Efeuranken. Helfen will weiter niemand.

Kyas Einsamkeit ist in jedem einzelnen Moment zu spüren. Sie ist klug. Niemand weiß mehr über die Marsch und die dort lebenden Tiere, Muscheln, Pilze, Gräser als sie. Jeden Tag beobachtet sie das Leben dort und erforscht es. Zeichnet die Tiere. Die Pflanzen.

Tates Verschwinden lässt sie sich noch mehr zurückziehen. Erst Chase gelingt es, sie ein wenig zu erreichen. Dich ihre Hoffnung, dass er ihre Familie wird, zerschlägt sich jäh und sie muss wieder ihr Herz abschotten.

Wieviel Einsamkeit kann ein Mensch ertragen? Wie kommt er damit zurecht, Tag für Tag allein zu sein und von der Gesellschaft permanent abgelehnt zu werden? Einfach so. Nur weil er ein wenig anders ist?

Als Chase tot in der Marsch aufgefunden wird, ist dem kleinen Ort auch ohne handfeste Beweise gleich klar, dass Chase ermordet worden ist. Von Kya. Wer sollte es sonst sein?  Und so beginnt ein Prozess gegen ein junges Mädchen, der ohne jeden handfesten Beweis geführt wird und noch einmal ganz klar vor Augen führt, wie schnell Menschen ausgegrenzt und verurteilt werden. Wie groß die Angst vor Menschen ist, die uns nicht ähnlich sind und deren Art zu leben wir nicht verstehen.

Anders sein macht Menschen Angst. Daran hat sich bis zum heuten Tage nichts geändert in unserer Gesellschaft.

FAZIT:

Die Geschichte ist großartig. Bildgewaltig. Wunderschön und sehr traurig zugleich und sie hat mich eine ganze Weile nicht mehr losgelassen. Absolute Leseempfehlung meinerseits.