[als Werbung gekennzeichnet, da Rezensionsexemplar]
Zum Inhalt: Zum letzten Mal Sommerferien. Und ein Road Trip nach Lissabon. Klingt ziemlich großartig. Klingt nach Spaß. Nach Sonne, Meer und jeder Menge Party. Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Denn Romy, Julian, Konrad und Nele tragen alle vier mehr als genug seelisches Gepäck mit sich herum. Und während sie gemeinsam auf engstem Raum dem Meer entgegenfahren, fällt es ihnen zunehmend schwerer, ihre Geheimnisse zu wahren….
Meine Meinung: WOW! Verschlungen! Was für ein wunderbarer Jugendroman! Ich konnte nicht erwarten, wie die Geschichte weitergeht, gleichzeitig wollte ich mich nicht von Romy, Julian, Konrad und Nele verabschieden. Das habe ich selten bei einem Buch.
Was zuerst nach einem lustigen und entspannten Sommerroman über vier jungen Menschen auf einem Roadtrip klingt, entpuppt sich bereits auf den ersten Seiten als Roman mit Tiefgang, der den Leser so manches Mal zum Schlucken bringt.
Schon nach ein paar Seiten ist klar, dass keiner der vier Jugendlichen wirklich unbeschwert ist. Jeder von ihnen hat Kummer erfahren und versucht, mit diesem Roadtrip Unterschiedliches zu erleben und zu verarbeiten. Vielleicht auch zu vergessen. Ein wenig Leichtigkeit in das Leben zu bringen. Doch das ist leichter gesagt, als getan.
Da ist Romy, die mit Julian seit sechs Monaten eine Beziehung führt. Julian weiß nicht, dass sie jemanden anderen in ihrem Leben schmerzlich vermisst und nur vorgibt, die fröhliche und glückliche Romy zu sein. Bei der alles okay ist.
„Wenn das am Ende wirklich alles ist, was uns bleibt, ist es doch mehr, als ich gehofft habe. Fehlst Du mir? Unendlich. Denke ich an Dich? Täglich. Aber die Tatsache, dass mir niemand unsere Erinnerungen nehmen kann, lässt mich dennoch lächeln.“ – Seite 105
Konrad hat Julian und Romy diesen Roadtrip aufgedrängt, schließlich verbindet ihn mit Romy eine gemeinsame Geschichte. Doch seit langer Zeit haben beide kein Wort mehr miteinander gewechselt. Dieser Roadtrip ist für ihn die Chance, Romy um Verzeihung zu bitten. Doch wirklich geschickt stellt er sich dabei nicht an. Und auch er kämpft mit den Dämonen, die auch Romy in Schach halten.
Julian hat rausgefunden, dass seine Mutter eine Affäre mit dem besten Freund seines Vaters hat. Dieses Wissen nagt sehr an ihm und dieser Roadtrip nach Lissabon soll einfach nochmal ein unbeschwerter Sommer sein mit seiner großen Liebe Romy. Doch dann klinkt sich Konrad mit rein und Julian hat nicht nur mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen, sondern muss auch mit seiner Eifersucht klarkommen.
Und dann ist da noch Nele. Die vermeintlich unbeschwerte Nele, die die Welt hauptsächlich durch den Sucher ihrer Kamera betrachtet und an den Menschen immer das Wesentliche bemerkt. In ihre Seele blickt. Ein bemerkenswertes Mädchen. Sie urteilt nicht und obwohl sie mehr durch Zufall auf die drei gestoßen ist, ist sie ziemlich schnell der ruhende Fels in der Brandung, dabei hat auch sie ihre eigene Geschichte…
„Es reicht ein Sommer mit dir, und ich weiß, dass wir – zu einer anderen Zeit, in einem anderen Leben – noch immer zusammen an einem Ort wären. Du fehlst mir nicht weniger, je länger unser Abschied zurückliegt. Heilt die Zeit wirklich alle Wunden?“ – Seite 152
Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Julian, Nele, Romy und Konrad erzählt, so dass der Leser jeden der vier Charaktere wirklich gut kennenlernen kann. Die Autorin versteht es, den Leser dazu zu bringen, ihre verschiedenen Persönlichkeiten zu fühlen, sich in sie hineinzuversetzen und an ihrem Leben teilzuhaben. Das mag ich immer besonders gerne an Büchern. Wenn ich sie fühlen kann. „Morgen irgendwo am Meer“ ist so ein Buch. Ein besonderer Schatz, der das Herz berührt und zu Tränen rührt.
„Ich habe all diese Gefühle so lange ausgeblendet, bis ich geglaubt habe, sie wären gar nicht mehr da. In Wahrheit war aber ICH nicht mehr da.“ – Seite 397
Und obwohl niemand von ihnen zu Beginn über seine inneren Kämpfe reden will, so ist es doch unmöglich einander nicht näher zu kommen. Je weiter die Reise fortschreitet, desto unabdingbarer ist es für sie, sich mit ihren eigenen Dämonen auseinanderzusetzen, so dass alle vier am Ende der Reise sicher sind, dass sie es schaffen können, mit der Vergangenheit abzuschließen und wieder nach vorne zu schauen. Ihren Weg weiterzugehen. Die Zukunft anzunehmen und die Vergangenheit loszulassen.
„Obwohl ich weiß, dass mein Weg deutlich länger sein wird, als nur runter bis zum Strand, habe ich jetzt doch den ersten Schritt getan. Zu lange habe ich auf Scherben gestanden. Es wird Zeit, wieder loszulaufen.“ – Seite 398
Und gerade das ist so schwer. Loszulassen. Nach vorne zu schauen. Seine Vergangenheit anzunehmen, als das, was sie ist: vergangen. Vorbei. Mit traurigen Erinnerungen, aber auch mit glücklichen Erinnerungen. Sich auf das was nun vor einem liegt, zu konzentrieren. Das Leben. Die Zukunft.
Vielleicht fühle ich mich deshalb so sehr mit dieser Geschichte verbunden. Weil ich gerade am gleichen Punkt stehe wie die Vier: Das Leben anzugehen, ohne Schwermut und Trauer. Ohne Wut. Die Vergangenheit so anzunehmen, wie sie nun mal ist. Denn sie zu verändern ist unmöglich. Das ist nicht so einfach und oftmals gelingt es nur mit Hilfe anderer. Dafür hat man Freunde. Familie. Menschen, die einem etwas bedeuten und denen man selbst etwas bedeutet.
„Du, mein Lieber, BIST ein Kunstwerk. Und nicht kaputt.“ – Seite 415
Und auch wenn man oftmals denkt, man kriegt es nicht hin, man ist zu sehr zerbrochen, zu kaputt, um jemals wieder GANZ zu sein, so darf man die Hoffnung nicht aufgeben. Es wird alles gut werden. Irgendwann….
Dieses Buch hat mich sehr zu Tränen gerührt und mich so viel fühlen lassen. Es ist eine wunderbare Geschichte, die zu Herzen geht. Definitiv ein Highlight 2019.
Ich bedanke mich recht herzlich beim cbj-Verlag für das Rezensionsexemplar.
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