[Eigenes Exemplar]
Zum Inhalt:
Eine falsche Entscheidung zerstört das Leben von dem fünfzehnjährigen Charlie und seiner Familie. Sein Bruder stirbt bei einem Autounfall. Auch Charlie ist für einige Momente klinisch tot, doch kann von einem engagierten Sanitäter zurückgeholt werden.
Seitdem kann er als einziger seinen Bruder Sam sehen, der die Schwelle zum endgültigen Jenseits nicht übertreten hat, denn beide Brüder haben sich versprochen, einander niemals loszulassen.
Jahre vergehen. Als Charlie der bezaubernden Tess begegnet, beginnt das Versprechen seines Bruders schwer zu wiegen. Zu schwer…

Meine Meinung:
Die Geschichte von Charlie und seinem Bruder geht unter die Haut. Charlie ist fünfzehn, der Schulabschluss ist in der Tasche. Ein Sportstipendium hat er ebenfalls ergattert. Alles ist super. Es könnte nicht besser laufen.
Doch der Abend, an dem er auf seinen kleinen Bruder aufpassen soll, verändert alles. Nach dem Unfall kann er die Kleinstadt, in der er lebt, einfach nicht mehr verlassen. Das hat er Sam versprochen. Immer bei ihm zu bleiben. Und so verbringt er jeden Abend auf dem Friedhof, und spielt mit Sam – den nur er sehen kann – Baseball. Die Jahre vergehen, er wird erwachsen. Sam nicht. Und Charlie arbeitet als Friedhofswärter und lebt in einer Hütte am Rand des Friedhofs.
Doch das ist nicht alles. Er sieht die Menschen, die sich zwischen dem Leben und dem Übergang ins Jenseits befinden. Sie begegnen ihm auf dem Friedhof und oft redet er mit ihnen und macht ihnen den Übergang leichter. Es ist eine Gabe, die ihn seit dem Unfall begleitet.
Als Tess in sein Leben tritt, muss Charlie eines Tages eine Entscheidung treffen, die ihm das Herz zerreißt. Er kann Tess retten, doch dafür muss er seinen Bruder loslassen. Für immer.
Charlie hatte von Beginn an mein Mitgefühl. Er ist schon als Teenager ein verantwortungsbewusster junger Mann, der seine Familie über alles stellt. Doch in einem Moment der Unachtsamkeit verliert er alles. Seinen Bruder. Sein bisheriges Leben. Das Stipendium. Seine Zukunft. Und er gibt sich die Schuld am Tod seines Bruders. Ein Grund mehr, den Friedhof nicht zu verlassen und in Sams Nähe zu bleiben.
Die Entscheidung für seinen Bruder ist eine Entscheidung gegen sein eigenes Leben. Gegen das Loslassen. Gegen Freiheit. Und lange Zeit ist Charlie damit ok.
Doch seine Liebe zu Tess verändert alles. Als ihm klar wird, dass er sich entscheiden muss, ist das beileibe keine leichte Entscheidung. Ein Ja zu Tess ist ein Nein zu Sam.
Und Charlie entscheidet sich für – ACHTUNG SPOILER – Tess. Und lässt Sam los. Endgültig. Für immer. Etwas, was längst überfällig geworden ist. Denn nur so hat auch Sam die Möglichkeit, die Schwelle zum Jenseits zu übertreten. Und die nächste Stufe zu erreichen.
Die Geschichte hat mich sehr berührt. Und ich kann Charlie so gut verstehen. Menschen loszulassen, die uns verlassen haben, gehört zu den schwierigsten Dingen, die man im Leben tun muss.
Und beim Lesen habe ich mich gefragt, was ich für die Möglichkeit geben würde, noch einmal meine Eltern sehen zu können, mit ihnen reden zu können. Insofern beneide ich Charlie (und ja, ich weiß, dass es nur eine Geschichte ist) um seine Fähigkeit. Und ich glaube, mir würde es wie ihm gehen. Ich würde die Menschen, die ich lebe, auch für immer festhalten wollen und den Zeitpunkt des Loslassens endlos aufschieben.
Loslassen ist ein schmerzhafter Prozess. So schmerzhaft er auch ist, so notwendig ist er auch. Wir müssen loslassen. Weitermachen. Weitergehen. Weiterleben. So schwer es auch ist. So sehr man die Herzmenschen auch vermisst. Es ist der einzige Weg.
Die Geschichte ist ruhig, schön und traurig zugleich. Ich kann sie Euch sehr empfehlen.
Die Geschichte ist auch als gleichnamiger Film verfilmt worden, den ich zwar nicht so ausführlich, wie das Buch, aber dennoch als sehenswert empfinde.
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