[Eigenes Exemplar]
Zum Inhalt:
Hamburg 1988. Das Leben von Lilly endet schlagartig, als ihre Mutter an Krebs stirbt. Die einzigen Verwandten – ihre Tante, ihr Onkel und deren Kinder – leben in Jena. Auf der anderen Seite von Deutschland. Hinter der großen Mauer. Weiter weg ist fast unmöglich. Einfach hinfahren? Keine Option.
Weitere Verwandte hat Lilly nicht. Und so entschließt sie sich, in einer Nacht- und Nebel-Aktion Westdeutschland zu verlassen, in die DDR zu reisen und dort zu leben. Doch so einfach wie sie sich das vorstellt, ist es nicht…
Meine Meinung:
Bücher von Menschen, die aus der DDR fliehen, gibt es viele. Doch die Geschichte „Lilly unter den Linden“ handelt davon, wie ein junges Mädchen in die DDR flieht.
Lilly hat nur ihre Mutter Rita. Ihr Vater ist schon vor langer Zeit verstorben. Die Krankheit, das langsame Sterben und der Abschied haben sie in ein tiefes Loch fallen lassen. Einsam und allein fühlt sie sich. Verständlicherweise. Ihre Tante Lena, die in Jena lebt, darf zur Beerdigung anreisen. In den paar Tagen, in denen Lilly und Lena zusammensind, erlebt Lilly, was Familie sein kann.
Doch dann reist Lena wieder ab. Lilly ist wieder allein. Im Internat. Der einzige Mensch, der für sie verantwortlich ist, ist ihre Betreuerin beim Jugendamt. In ihr reift der Plan, sich in die DDR einzuschmuggeln. Das gelingt ihr auch. Auf abenteuerliche Art und Weise.
Aber eines Abends steht sie dann tatsächlich vor dem Haus ihrer Tante in Jena. Doch die Freude ist nur kurz. Denn natürlich ist die Stasi nicht begeistert davon und auch für die Politiker in Westdeutschland ist diese Situation ein Novum. Das Leben von Lillys Familie gerät in Schieflage. Denn natürlich stand Lena schon seit der Flucht von Lillys Mutter unter Beobachtung der Staatssicherheit.
Anne C. Voorhoeven gelingt es, die DDR mit ihrem Überwachungsapparat, die dort lebenden Menschen und ihr Alltagsleben und die Schwierigkeiten lebendigt werden zu lassen.
Lena hat sich damals nach dem Tod der Eltern um ihre kleine Schwester Rita gekümmert, die eines Tages nach Westberlin geflohen ist. Die Flucht hat Lena ihre Zukunft gekostet. Ihren Traumberuf konnte sie nicht mehr ausüben und tägliche Überwachung durch die Stasi stand nun auf der Tagesordnung.
Ihre Tochter Katrin wird nach der Geburt weggenommen. Sie braucht drei Jahre, bis sie ihre Tochter wieder bei sich hat. Das hat der Mutter-Tochter-Bindung einen großen Schaden verpasst.
Lilly gerät zwischen die Fronten zwischen Lena und Katrin, als sie dort einzieht und es dauert eine ganze Weile, bis die Familie die alten Wunden heilen lassen kann und wirklich zu einer Familie zusammenwachsen kann.
Die Geschichte ist sehr interessant, das Leben in der DDR ist ja in der heutigen Zeit nur noch ein Bild aus vergangenen Zeiten. Ein Kapitel im Geschichtsbuch. Die Geschichte lässt diese Welt noch einmal auferstehen und für jugendliche Leser ab 13 Jahren lebendig werden. Ein wichtiges Stück Zeitgeschichte.
Von mir gibt es eine Leseempfehlung für „Lilly unter den Linden“.
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