[Eigenes Exemplar]
Zum Inhalt:
Misha und Ryen sind seit einem Schulprojekt vor einigen Jahren Brieffreunde. Eigentlich sind sie mehr als das. Seelenverwandt. Obwohl sie sich noch nie gesehen haben. Dabei wohnen sie gar nicht so weit voneinander entfernt. Doch beide haben Angst, dass der Zauber ihrer Freundschaft erlischt, wenn sie einander in der Realität begegnen.
Doch dann spielt der Zufall mit und Misha und Ryen begegnen sich zufällig auf einer Party. Misha ist ziemlich schnell klar, wen er da vor sich hat, doch Ryen, die mit ihm flirtet, erkennt ihn nicht. Zum Glück denkt Misha. Denn das Mädchen, was er auf der Party trifft, hat so gar nichts mit dem Mädchen gemein, dessen Texte sich ihm immer wieder in sein Herz brennen. Ganz im Gegenteil. Er kann sie auf den ersten Blick nicht leiden…
Meine Meinung:
„Punk 57“ ist ein Buch, dass ich mir einfach so anhand von Cover und Klappentext spontan in der Buchhandlung gekauft habe. Ich kannte die Autorin vorher nicht und auch von dem Buch hatte ich bisher nichts gehört. Aber ich habe auch kein TikTok.
Ich bin mir nicht sicher, in welches Genre ich diese Geschichte einsortieren wollen würde. Die Protagonisten gehen beide noch zur Highschool, also eher Jugendroman. Jedoch spielt Sex eine ziemlich große Rolle und es geht auch ohne viel Vorlaufzeit relativ schnell zur Sache. Vielleicht lieber Young Adult?
Mobbing ist ein weiteres großes Thema in dieser Geschichte und somit wieder ein Punkt für das Genre „Jugendbuch“.
Ryen wurde früher auf übelste gemobbt. Mittlerweile haben ihre Mitschüler*innen andere Opfer gefunden und in der Hoffnung, dass sich niemand an ihren Opfestatus erinnert, macht Ryen beim Mobben mit. Das hat mich nicht gerade für sie eingenommen. Gerade, weil sie weiß, wie es ihr gegangen ist. Aber vermutlich ist das nur menschlich.
Misha ist geradezu angeekelt, als ihm klar wird, dass seine hochverehrte und heimlich geliebte Ryen Schwächere drangsaliert.
An dieser Stelle hätte er die Möglichkeit, als strahlender Held einzugreifen, doch sein Umgang mit der Situation ist nicht besonders heroisch, sondern er nutzt Ryens Schwäche für ihn aus und drangsaliert sie ebenfalls. Ein toxisches Miteinander, das scheinbar aufgelockert wird von der gegenseitigen Anziehungskraft, die die beiden relativ schnell miteinander schlafen lässt. Wobei miteinander schlafen noch relativ harmlos ausgedrückt ist.
Der Schreibstil ist durchaus fesselnd, dennoch lässt mich die Thematik und der Umgang der Protagonisten und ihre eigenen Werte und Verhalten zwiegespalten zurück.
Von Misha hätte ich mir gewünscht, dass er mit offenen Karten spielt und Ryen nicht genauso behandelt, wie sie andere behandelt, denn das macht es überhaupt nicht besser.
Sein Wertesystem ist sehr starr. Schwarz oder weiß. Und jede andere Nuance wird kompromisslos verurteilt. Ein Hinterfragen gibt es nicht. Obwohl er die Ryen, mit der er seit Jahren tiefe Gespräch via Briefen führt, eigentlich viel besser kennen sollte. Schade.
Dennoch versteht es die Autorin mit Worten umzugehen und die Geschichte hat sich gut lesen lassen und auch den ein oder anderen Lesemoment gehabt, an dem mich ihre Worte berühren konnten. Unabhängig davon, ob ich das Verhalten von Ryen und Misha ok fand.
„Sein dunkles Haar liegt auf meiner Stirn und seine wunderschönen Augen sagen mir alles, was ich hören muss, ohne dass er es ausspricht.
Er hat mich verletzt, ich habe ihn verletzt. Aber Scheiße passiert und die Liebe verändert sich nicht. Er macht mich glücklicher und stärker, und er weiß alles und will mich trotzdem noch. Wenn er dasselbe sagen kann, dann ist es das. Das einzig Wahre.“ – Seite 320
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