[Eigenes Exemplar]
Zum Inhalt:
Als ihr Ziehvater Kevin stirbt, verliert Stella jeglichen Halt. Kevin hat ihr nach dem Tod ihrer Mutter als Kind ein neues Zuhause geschenkt und nun ist sie wieder allein. Ihre langjährige Beziehung zu ihrem Freund ist nicht glücklich, sondern in die Kategorie „toxisch“ einzusortieren, auch wenn Stella das nicht wahrhaben will.
Damian Black ist verbittert. Seine Mutter kennt er nicht. Seine Kindheit hat er bei wechselnden Pflegefamilien verbracht. Das hat ihn hart werden lassen, obwohl er sich nichts so sehr wünscht wie eine intakte Familie. Als er erfährt, wer sein Vater ist, ist es bereits zu spät. Kevin – der erst kurz vor seinem Tod erfahren hat, dass er einen Sohn hat, ist bereits verstorben.
Auf der Beerdigung begegnen sich Stella und Damian zum erster Mal. Es fliegen gleich die Funken. Als das Testament verlesen wird, wollen beide nicht so recht glauben, was sie da hören: um das Erbe antreten zu können, müssen Damian und Stella heiraten, zusammenleben und die Ehe muss sechs Monate Bestand haben. Ansonsten fällt alles Geld an die Ex-Ehefrauen von Kevin….
Meine Meinung:
Brittainy C. Cherry schreibt immer Romane, die sehr ans Herz gehen. So auch diesmal wieder.
Das Buch ging mir sehr ans Herz. Ich bin selbst in einer Pflegefamilie großgeworden und wurde beim Lesen und bei Daminans Empfindungen – gerade was Vertrauen und dem Wunsch nach einer „heilen“ Familie angeht, immer wieder an mich selbst erinnert.
Stella ist eine großartige Persönlichkeit. Ein richtiger Sonnenschein. Sie hat das Herz am richtigen Fleck und glaubt in jedem Moment an das Gute im Menschen. Trotz des frühen Verlustes ihrer Mutter und der immerwährenden Drangsalierung durch die diversen Stiefmütter, ist sie ein unheimlich herzlicher Mensch, der für alles und jeden nur das Beste will und dementsprechend handelt. Ein unwahrscheinlich inspirierender Charakter.
Die Trauer um Kevin versetzt ihrem sonnigen Gemüt einen ziemlichen Schlag und eine Weile ist sie nicht ganz sie selbst.
„Habt ihr Euch jemals so gefühlt, als würde etwas in eure Brust greifen , euer Herz herausreißen, es immer wieder auf den Boden schlagen, es mit einem Presslufthammer bearbeiten und es anschließend durch einen Reißwolf ziehen? Nur um es einem danach irreparabel zerstört wieder in die Brust zu setzen? So fühlte sich meine Trauer an – wie ein geschundenes zerbeultes, durch den Reißwolf gezogenes Herz“ – Seite 25/26
Doch obwohl sie für alle in ihrer Umgebung nur das Beste will, gilt das nicht für sie selbst. Die Beziehung zu ihrem Freund ist geprägt von verbalen Beleidigungen. Er behandelt sie mies und ihr Selbstbewusstsein ist nicht groß genug, um dem ein Ende zu machen. Wieso auch. Seit sie sich erinnern kann, haben ihre Stiefmütter ihr immer wieder eingetrichtert, wie dick, dumm und unansehnlich sie ist. Dabei wollte Stella immer nur eines: eine Familie. Ein liebevolles Zuhause. Dafür hätte sie alles getan.
Damian hat mich beim Lesen so oft an mich selbst und meine Sehnsüchte und Träume erinnert, als ich selbst ein Kind war. Naja, heute als Erwachsene ist es immer noch so, dass ich ganz tief in mir drinnen den Traum von einer „richtigen“ Familie noch nicht aufgegeben habe. Sein Kummer hat mir beim Lesen ein ums andere Mal die Luft abgeschnürt.
„Ich wollte ein richtiges Zuhause, aber vielleicht bekommen manche Kinder so etwas einfach nicht. Vielleicht bekamen manche Kinder immer nur ein Zuhause auf Zeit“ – Seite 65
Die Kindheit hinterlässt Spuren bei Damian – wen wunderts. Anderen Menschen zu vertrauen und sie nah an sich heranzulassen, ist so gut wie unmöglich. Nur wenigen Personen wird dieses Privileg zuteil:
„Die meiste Zeit meines Lebens hatten andere Menschen mich abgewiesen, jetzt ließ ich niemanden mehr nah genug an mich heran, um ihnen Gelegenheit dazu zu geben. Außerdem war ich gern allein. Allein war man sicher und konnte von niemandem verletzt werden“ – Seite 81
Beide entschließen sich, das Abenteuer „Ehe auf Zeit“ zu wagen. Und auch wenn sich „Cinderstella“ und „Biest“ – wie sie sich gegenseitig nennen – von Anfang an aneinander reiben, so haben beide tief verinnerlichte Werte, was ihren Umgang mit anderen Menschen angeht und so beginnen beide – zuerst eher unterbewusst, einander zu respektieren und einander gutzutun.
„Er trat zu mir, bis er nur noch wenige Zentimeter entfernt war, und sagte leise: „Du bist mehr als gut genug.““– Seite 196
Sie werden Freunde. Und als Damian etwas über Jeff herausfindet, ist er ihr Freund genug, um ihr reinen Wein einzuschenken. Auch wenn er Angst davor hat, ihr damit wehzutun.
„Du bist ein guter Mensch, der sich um andere sorgt, und damit meine ich nicht die falsche, gespielte Sorge, die Leute meistens vorgaukeln. Du liebst die Menschen, tief in Deiner Selle, und deshalb bin ich so wütend, denn guten Menschen wie Dir passieren so viele schreckliche Dinge, die ihnen nicht passieren sollten.“ – Seite 204
Gemeinsam helfen sie einander, die Verletzungen der Vergangenheit zu heilen und langsam heilen ihre Herzen. Gemeinsam.
Die Geschichte geht ans Herz. Das ist wenig überraschend, denn Brittainy C. Cherry ist eine Meisterin darin, Bücher zu schreiben die uns Leser tief berühren. Die Geschichte hat mich an vielen Stellen emotional ziemlich erwischt. Es geht um traumatische Kindheit, um Verlassen werden, um Fehlgeburten, um häusliche psychische Gewalt, aber auch um Werte, um Freundschaft, um Liebe, um Füreinander einstehen. Es geht darum, niemals die Hoffnung aufzugeben. Es geht darum, das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und sein Leben zum Besseren zu wenden und es geht um Vertrauen. In sich selbst und in andere Menschen.
Lasst uns alle ein wenig mehr wie Stella und Damian sein. Und dann machen wir gemeinsam die Welt zu einem besseren Ort.
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