[Rezensionsexemplar]

Zum Inhalt:

Die sechzehnjährige Emma hat einen großen Teil ihres Lebens in Krankenhäusern verbracht. Durch ihre Herzkrankheit war ein normales Leben nur sehr eingeschränkt möglich. Doch wenigstens einmal in ihrem Leben möchte sie etwas von der Welt entdecken.

Sie reist gemeinsam mit ihrer Urgroßmutter Elise nach Madagaskar. Traumland. Weiße Strände. Sonnenschein. Paradiesisch. Doch dann lernt Emma die einheimische Madagassin Fy kennen und lernt die andere Seite von Madagaskar kennen….

 

Meine Meinung:

Achtung Spoiler!

Madagaskar fasziniert Emma direkt nach ihrer Ankunft. Es ist bezaubernd. Der Strand, der Himmel, das Meer. Sie möchte unbedingt etwas erleben. Die Welt entdecken. Allzu lange war ihr das verwehrt.

Schon kurz nach ihrer Ankunft lernt sie die gleichaltrige Fy kennen. Fy’s Leben ist von Armut geprägt. Sie ist bereits Mutter und lebt quasi von der Hand in den Mund. Die beiden Mädchen freunden sich an und Emma beginnt, über ihren eigenen Tellerrand zu blicken. Und das, was sie sieht, gefällt ihr nicht. Es ist ein Land voller Armut. Ein Land, in dem Schulbildung Luxus ist. In dem es unmöglich ist, seine eigene Situation zu verbessern, weil Korruption, Gewalt und ein nicht vorhandenes Sozial- und Gesundheitssystem es Dir unmöglich machen, wenn Du nicht reich bist.

Fy hat in ihrem Leben viele schlimme Dinge erlebt. Nach dem Tod ihrer Mutter musste sie sich gemeinsam mit ihrem Zwillingsbruder um die kleinen Geschwister kümmern. Sie findet Arbeit. Gute Arbeit. In einem großen, schönen Haus. Doch der Schein trügt und körperliche Zuwendung für den Hausherrn und seine vielen illustren Gäste sind inklusive. Sie wird schwanger und flieht ohne ihre Geschwister… bekommt das Kind… ihr Leben scheint hoffnungslos…. Und dann begegnet ihr Emma.

Zwischen den beiden Mädchen herrscht sofort eine Vertrautheit. Eine Verbindung. Sie werden Freundinnen. Und Emma, die weiß, dass ihre irdischen Stunden bereits gezählt sind, beschließt die Welt die Welt vor ihrem Tod ein wenig besser zu machen und Fy zu helfen, eine Zukunft zu haben und ihre Familie wiederzufinden…

Antonia Michaelis hat ein Jugendbuch geschrieben, dass unter die Haut geht. Das sehr nachdenklich macht. Das beim Lesen den Wunsch weckt, die Welt ebenfalls ein Stück weit besser zu machen als sie das derzeit ist.

Sie beschreibt Madagaskar und seine Bewohner so bild- und wortgewaltig, dass man es beim Lesen vor seinem inneren Auge sieht. Die Geschichten der Menschen in ihrem Buch gehen ans Herz. Besonders deswegen, weil einem beim Lesen sehr schnell sehr klar wird, dass die Geschichte zwar fiktiv ist, aber stellvertretend für viele, viele junge Mädchen und Frauen in Madagaskar bittere Realität.

Antonia Michaelis hat selbst zwei Jahre auf Madagaskar gelebt und dort eine Schule für Kinder mit aufgebaut, denn ein Recht auf Bildung, bzw. eine Schulpflicht gibt es nicht auf der Insel. Schulbildung ist dort immer noch unvorstellbarer Luxus. Dabei ist Bildung notwendig, um die Situation der Menschen auf Madagaskar zu verbessern. Ein Teufelskreis.

Wenn Ihr Euch das Schul-Projekt mal anschauen wollt oder evtl. sogar eine Patenschaft übernehmen möchtet, habe ich hier den Link für Euch:

Home – Les Pigeons

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Thienemann-Esslinger Verlag für das Rezensionsexemplar. Mein Blick über den Tellerrand ist mit dieser Geschichte wieder ein Stück weiter gegangen.