[Eigenes Exemplar]

Zum Inhalt:

Eine falsche Entscheidung in ihrem Leben hat Kenna alles gekostet, was ihr lieb und teuer war: ihre große Liebe Scott kam durch ihr Verschulden ums Leben. Ihre kleine Tochter Diem hat sie noch nicht einmal gesehen. Direkt nach ihrer Geburt kam sie zu Scotts Eltern. Und Kenna verlor das Sorgerecht.

Doch nun ist Kenna entlassen worden und will endlich ihre kleine Tochter kennenlernen. Doch wie sie das anstellen soll, weiß sie nicht. Zu viel ist geschehen. Und Scotts Eltern können und wollen ihr nicht verzeihen.

In ihrer Heimatstadt angekommen, trifft sie auf Ledger und fühlt sich sofort zu ihm hingezogen. Erst später wird ihr bewusst, dass dieser Ledger der beste Freund von Scott war, dem sie damals nie begegnet ist. Wird er ihr helfen, endlich ihre kleine Tochter in den Arm schließen zu können?

Meine Meinung:

Ich liebe die Romane von Colleen Hoover. Sie schreibt einfach grandios. In ihren Geschichten kommen immer so viel Liebe und Wertschätzung vor, aber eben auch tragische Schicksale und Trauer, so dass man beim Lesen immer ein Wechselbad der Gefühle durchlebt.

Kenna hat als junger Mensch einen schlimmen Fehler begangen, für den sie teuer bezahlt hat. Ihre große Liebe starb durch ihr eigenes Verhalten. Ihre kleine Tochter – mittlerweile fast 5 Jahre alt, wurde direkt nach der Geburt zu ihren Großeltern gegeben und Kenna verlor das Sorgerecht, bevor sie ihre Tochter überhaupt ein einziges Mal gesehen hat. Den Kummer und die Schuld, die sie in ihrem Herzen trägt, vermag ich mir gar nicht auszumalen.

Nach ihrer Entlassung beschließt sie, in ihre Heimatstadt zurückzukehren, um ihre Tochter endlich kennenzulernen. Doch wer nun erwartet hat, dass Kenna alle Hebel in Bewegung setzt, um das Sorgerecht für Diem zu bekommen, täuscht sich.

Denn Kenna ist klar, dass Diem ein gutes Zuhause hat, dass sie geliebt wird und ihre – ihr unbekannte – Mutter nicht vermisst. Und Kenna will – obwohl es ihr sehnlichster Wunsch ist, Anteil am Leben ihrer Tochter zu haben – nichts tun, um dieses behütete Leben zu gefährden. Sie möchte, dass es für alle Beteiligten ok ist, wenn sie wieder in ihr Leben tritt. Zu groß ist die Schuld, die sie gegenüber Scotts Familie empfindet, um egoistisch zu handeln.

Das muss die Hölle sein und zeugt gleichzeitig von großer Stärke und Liebe, das Wohl ihrer kleinen Tochter immer im Fokus zu haben. Ganz gleich, welchen Kummer es für sie selbst zur Folge hat. Bewundernswert.

Sie hofft, dass sie sich beweisen kann. Das es Scotts Eltern und Ledger irgendwann gelingt, ihr zu verzeihen und sie dann ein Teil von ihrem und Diems Lebens sein kann.

„Ich weiß es aus einer Erfahrung: wenn du mit einer unperfekten Mutter aufwächst, ist es besser zu wissen, dass diese unperfekte Mutter um dich kämpft, als in dem Bewusstsein groß zu werden, dass du ihr scheißegal bist“ – Seite 128

Ledger fühlt sich zu dieser traurigen jungen Frau, die eines Tages in seine Bar hineinschneit, hingezogen. Er verliebt sich Hals über Kopf in sie. Als ihm klar wird, dass es sich um „die Kenna“ handelt – der „Mörderin“ seines bestens Freundes – ist er fassungslos.

„Sobald er seine Aufmerksamkeit einem anderen Gast an der Bar zuwendet, nehme ich einen Schluck von meinem Kaffee und schließe die Augen und weine, weil das Leben so beschissen grausam und hart sein kann und weil ich mich schon so oft daraus verabschieden wollte, doch dann kommen Augenblicke wieder, die mir in Erinnerung rufen, dass das Glück, nach dem wir alle im Leben streben, nichts Dauerhaftes ist, sondern etwas ganz Flüchtiges, das sich von Zeit zu Zeit zeigt und manchmal eben nur in ganz kleinen Portionen, gerade so viel, dass wir irgendwie weitermachen können“ – Seite 23/24

Denn die Kenna, die er in der kurzen Zeit kennengelernt hat, bevor ihm klar wurde, wer sie wirklich ist, ist ein vollkommen anderer Mensch als die Kenna, der er seit Jahren in seinen Gedanken die Schuld am Tod seines besten Freundes gibt. Der Konflikt, der daraus entsteht, ist beim Lesen förmlich greifbar.

Denn Ledger hat geschworen, sich immer um Diem zu kümmern und sie zu beschützen und Scotts Eltern haben eine wahnsinnige Angst davor, dass Kenna Diem zu nah kommt und würde alles dafür tun, um Kenna von ihrer Tochter fernzuhalten.

Er fühlt sich hin- und hergerissen zwischen dem, was sein Herz ihm sagt und dem, was er versprochen hat und als seine Verantwortung sieht.

Und Kenna, deren Herz mittlerweile sowieso schon in alle Einzelteile zersprungen ist, hat irgendwann nicht mehr die Kraft zu kämpfen und beschließt aufzugeben.

„Wie viele Verluste kann ein Mensch ertragen, bevor er das Handtuch wirft, Scotty? Es fühlt sich nämlich mehr und mehr so an, als könnte ich das hier nicht gewinnen“ – Seite 245

Doch das kann Ledger nicht zulassen und so kämpft er für sie alle einen Kampf, bei dem sie alle nur gewinnen können – wenn sie mutig genug sind, auf ihr Herz zu hören, einander zu verzeihen und einen Neuanfang zu wagen….

Berührend. Traurig. Voller Schuld und Kummer und Liebe und doch eine Geschichte, die Mut macht, über den eigenen Schatten zu springen, seinen eigenen Blickwinkel zu verlassen und zu verzeihen, um das Vergangene hinter sich zu lassen und das Beste möglich werden zu lassen, was die Zukunft bereithält.

Eine grandiose, berührende, herzzerreißende Geschichte voller Hoffnung und Liebe.

Unbedingt lesen!