Triggerwarnung! In der Geschichte geht es um Gewalt und sexuellen Missbrauch. Dies kann bei Betroffenen Angstreaktionen, Erinnerungen oder Ähnliches auslösen. 

Zum Inhalt:

Herbst 1999. Als Jessica Danny kennenlernt, funkt es ziemlich schnell zwischen den Beiden. Doch Jessica ist verwundert, wieso Danny sie immer wieder auf Abstand hält. Wieso sie ihn nicht berühren darf. Wieso er einerseits so lebensbejahend und gleichzeitig so zurückhaltend ist. Bis er ihr eines Tages sein schreckliches Geheimnis anvertraut.

Meine Meinung:

Eben gerade habe ich die Geschichte um Danny und Jessica beendet und bin fassungslos. Ich bin mir bewusst, dass die Dannys Geschichte kein Einzelfall ist, aber die Schilderungen von seiner Kindheit und seinem Schicksal waren für mich nur sehr schwer auszuhalten.

Danny’s Schicksal ist quasi schon besiegelt, bevor er überhaupt richtig gelebt hat. Ich frage mich, wie er es dennoch geschafft hat, jeden Tag aufzustehen und ein erfolgreiches Model zu werden und im Sport Erfolge zu erzielen. Nicht viele Menschen hätten die Kraft dazu. Er muss eine wahnsinnig starke Persönlichkeit gewesen sein.

“Es tut mir leid”, sagte er leise und rieb sich mit dem Handrücken die Augen. “Ich bin so kaputt. Selbst wenn ich hundert Jahre alt werden würde, die Zeit würde für mich nicht ausreichen, um wenigstens halbwegs normal zu werden.” – Seite 220

Die Liebe zwischen Jessica und Danny ist so tief und so einzigartig. Sie auf ihrem Weg zu begleiten, der unweigerlich ohne Happy End endet und sich dessen die ganze Zeit bewusst zu sein, war für mich nicht leicht. Dennoch konnte ich die Geschichte nicht aus der Hand legen.

“Ich denke nur an dich. Bei allem, was ich tue, geht es längst nur noch um dich. Du bist der einzige Grund, weswegen ich überhaupt noch hier bin.” – Seite 402

Das Leben ist nicht fair. Und manche Menschen haben ein viel schwereres Schicksal zu tragen als andere. Es gibt keinen Ausgleich. Wenn mir das jemals so bewusst geworden ist, dann nach der Lektüre von „Dem Horizont so nah“. Danny und auch seine beste Freundin Tina haben in ihrem kurzen Leben unvorstellbar viel Leid erfahren und doch schauen beide so positiv wie möglich in die Zukunft. Auch wenn ein glückliches Ende so gut wie unwahrscheinlich ist.

“Mach ein großes Feuer. Verbrenne alles, was du von mir hast. Such Dir einen netten fürsorglichen Mann und werde mit ihm glücklich. Vergiss, dass du mit mir zusammen warst. Versprich mir, dass du weiterlebst, als hätte es mich nie gegeben!” – Seite 224

Als Jessica in Dannys Leben tritt, hat er einen Silberstreif am Horizont. Eine Wegbegleiterin, die immer an seiner Seite ist. Egal wie schlimm es ist. Ihre Liebe zueinander ist unerschütterlich. Diese Geschichte geht so dermaßen ans Herz, tatsächlich fehlen mir die Worte, um meine Gefühle nach der Lektüre in Worte zu fassen und dem Buch gerecht zu werden. Das kann ich nicht. Und bewerten kann ich es auch nicht. Denn die Geschichte ist eben nicht fiktiv. Das Schicksal von Danny, Jessica und Tina ist real.

Dieses Buch ist eines der berührendsten Bücher, die ich in meinem Leben bisher gelesen habe.

Die Autorin hat in ihren beiden Folgebänden „Dem Abgrund“ so nah“ und „Dem Ozean so nah“ das Schicksal von Danny und Tina lange vor ihrer Begegnung mit Jessica aus Aufzeichnungen und Erzählungen von Danny und Tina aufgeschrieben.

Kindesmisshandlungen geschehen in den meisten Fällen innerhalb der eigenen vier Wände. Meist sind Familienangehörige oder ihnen nah stehende Personen die Täter. Viele Kinder schweigen aus Angst und Scham. Werden mit Drohungen etc. gefügig gemacht.

Ich kann an Euch an dieser Stelle nur appellieren: Schaut niemals weg. Fragt nach. Wenn Ihr einen Verdachtsfall habt: seid aufmerksam, bietet Euch dem Opfer als Vertrauensperson an und seid vor allem eines: geduldig. In den seltensten Fällen traut sich das Opfer über den Missbrauch und die erlebte  Gewalt zu sprechen. Zu groß ist die Angst. Das braucht Vertrauen. Seid geduldig. Denn seid Euch darüber im Klaren: Allein ist es für jemanden so gut wie unmöglich, sich aus dieser Situation zu befreien. Deswegen: Seid da. Bleibt da. Auch wenn es Zeit braucht. Danke.