[Eigenes Exemplar]

Zum Inhalt:

Eine Party. Dort begegnet Carrie Jonathan. Der charismatische Mann zieht die junge und unerfahrene Carrie innerhalb weniger Augenblicke in seinen Bann. Er lädt sie zu sich ein. Für den nächsten Tag. Um seine Sklavin zu werden. Carrie willigt ein….

Meine Meinung:

Das Buch ist anders als die meisten der populären BDSM-Romane, die derzeit im Handel zu finden sind. Wer also eine andere Variante von „Shades of Grey“ erwartet, ist hier falsch.

Wer ein Buch über BDSM lesen möchte, dass durchaus an „Die Geschichte der O“ erinnert, kann sich mit diesem Buch eher anfreunden.

Autorin „Molly Weatherfield hat ihre eigenen persönlichen Erfahrungen und Gedanken, was BDSM angeht und „Die Gehorsame“ bereits in den 90iger Jahren geschrieben. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, die beschriebenen erotischen Szenen nicht allzu plump. Und ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich – als das Buch neulich bei mir eingetroffen ist – nur kurz reinlesen wollte und ich es dann doch komplett an einem Nachmittag ausgelesen habe. So sehr gefesselt hat mich die Geschichte.

Ich bin dennoch zwiegespalten, was meine Meinung zu diesem Buch angeht. Die Geschichte wird aus Carries Sicht erzählt.

Carrie ist ein junges Mädchen. Wenig Erfahrungen mit der Liebe. Romantisch. Sehr belesen. Aufgeschlossen was Sex angeht. Und neugierig auf die Welt und die Menschen.

So ist es kein Wunder, dass sie sich schnell hingezogen fühlt zu diesem dominanten Mann, der ausspricht, was in ihren Gedanken schon so lange existiert. Und sie nimmt all ihren Mut zusammen und geht zu ihm. Einfach so. Ohne Sicherheitsnetz. Ohne zu wissen, dass diese Begegnung ihr ganzes Leben, ja ihr ganzes Sein verändern wird.

Sie willigt ein, seine Sklavin zu werden. Bedingungslos. Egal, was er von ihr verlangt. Und er verlangt viel. Sehr viel.

Sie verliebt sich in ihn. Nicht, dass das im Buch so klar ausgesprochen wird, aber man liest es zwischen den Zeilen. Der Wunsch, ihm zu gefallen, ganz Sein zu sein wird immer größer. Als Jonathan ihr sagt, dass er sie auf einer Auktion an einen anderen dominanten Mann verkaufen will, willigt sie ein. Mit schwerem Herzen. Aber es ist sein Wunsch. Und sie ist seine Sklavin.

Jonathan – aus ihm wurde ich lange Zeit nicht schlau. Seine Art, Carrie zu behandeln, hat mir oftmals nicht gefallen. Ihre Bedürfnisse schienen für ihn nur sehr wenig eine Rolle zu spielen. Und ja, ich weiß, dass im BDSM auch das durchaus legitim sein kann, wenn es einvernehmlich ist, aber das ist nicht meine Welt. Ich hätte mir für Carrie mehr Nähe gewünscht. Und ich glaube, das hätte sie sich auch.

Der Teil des Buches der die Auktion behandelt, ist dann nochmal wie eine ganz andere Welt.

Carrie wird von Jonathan an die Agentur übergeben, die für die Auktion zuständig ist. Sie wird begutachtet, fotografiert, ins beste Licht gerückt. Wie eine Ware behandelt. Ihre Bedürfnisse zählen nichts mehr. Sie ist nur noch dafür da, den besten Preis auf der Auktion zu erzielen. Sonst nichts.

Sie vermisst Jonathan und gleichwohl will sie, dass er stolz auf sie ist und gibt trotzdem ihr Bestes. Das klingt ambivalent und so hat es sich für mich auch angefühlt. Sie liebt ihn. Will seinem Wunsch entsprechen. Aber sein Wunsch ist gleichbedeutend mit der Trennung von ihm. Das tut ihr weh. Und gleichzeitig will sie ihn stolz machen.

Also zieht sie es knallhart durch. Bewundernswert. Ich glaube nicht, dass ich jemals so mutig sein könnte.

Das Beziehungsgefüge einer BDSM-Beziehung und auch die scheinbare Ambivalenz, die für Außenstehende oftmals vorhanden ist, sind in der Geschichte klar zum Ausdruck gebracht. Manchmal schön und voller Tiefgang. Manchmal befremdlich. Und manchmal wie in einer völlig normalen Vanilla-Beziehung.

FAZIT: Eine schöne BDSM-Geschichte, die zum Nachdenken anregt, ohne allzu plump zu wirken. Nur bedingt für Leser geeignet, die erstmal in die Materie aus Dominanz und Submission reinschnuppern wollen. Einige Szenen können abschreckend wirken.  Wobei der Schreibstil ganz großartig ist.