[Leihexemplar]

Zum Inhalt:

Moritz und Raffael sind seit dem dritten Lebensjahr beste Freunde. Moritz Mutter sieht diese Freundschaft kritisch. Zu oft gab es merkwürdige Situationen mit Raffael, die ein ungutes Gefühl in ihr hinterließen. Die beiden Jungs könnten auch nicht unterschiedlicher sein. Raffael: charismatisch, gutaussehend, mutig, die Mädchen liegen ihm seit dem Teenageralter reihenweise zu Füßen.

Moritz ist eher still, zurückhaltend, er ist der gute Kumpel für alle. Eines Tages ergänzt Johanna die beiden. Johanna, in die Moritz unsterblich verliebt ist und die sich heimlich doch nach Raffael verzehrt.

Irgendwann zerbricht die Freundschaft zwischen ihnen. Moritz geht seinen eigenen Weg. Die Jahre vergehen. Er verliebt sich. Seine Freundin ist schwanger. Bald kommt seine Tochter auf die Welt. Alles ist perfekt. Doch dann klingelt es abends an der Tür. Raffael steht im Türrahmen und katapultiert Moritz ungefragt in die Vergangenheit…

Meine Meinung:

Die Geschichte um Moritz und Raffael, deren Leben und das Leben ihrer Familie lange Jahre miteinander verwoben sind, ist zum größten Teil sehr düster.

Fangen wir mit Moritz an: er ist anders als die meisten anderen Kinder: sehr feinfühlig, still, zurückhaltend. Er hat eine besondere Begabung: er kann die Aura eines jeden einzelnen Menschen in Farben sehen. Ihm wird früh bewusst, dass er eben anders ist. Ich denke, hier ist der Grund für seine spätere Unsicherheit und Zurückhaltung zu suchen.

Raffael – als lebhafter Dreijähriger mit einer grünen Aura gesegnet, zeigt schon früh die ersten unangenehmen Charakterzüge, die niemand wahrhaben will. Er ist gemein zu anderen Kindern, oftmals übers erträgliche hinaus. Eine Eigenart, die er auch als Teenager und Erwachsener nicht ablegt. Wozu auch? In seinen Augen sind die meisten anderen Menschen schwach und verdienen es eben nicht besser. Auch Moritz.

Johanna ist die dritte im Bunde. Nach dem plötzlichen Unfalltod ihrer Eltern aus dem behüteten Leben gerissen, versucht sie strauchelnd, wieder Fuß zu fassen. In der Hoffnung, dass es eine Freundschaft mit Raffael und Moritz ihr den so dringend benötigten Halt gibt. Doch während Moritz sich verzweifelt in Johanna verliebt und dieser Halt sein möchte, fühlt sie sich bis aufs schmerzlichste zu Raffael hingezogen. Und er sich zu ihr. Doch er behandelt sie nicht gut. Eher wie Dreck. Und sie lässt es geschehen…

„Jo putze sich die Zähne, wischte die Schminke ab und setzte sich auf die Toilette. Sie ließ das Gesicht in die Hände fallen. Es war ermüdend. Keine Liebe war einsamer als jene, die unerwidert blieb. Und in diesen Augenblicken zwischen Nacht und Morgen, zwischen Rausch und Nüchternheit, fiel ihr das auf, weil es ihr dann nicht gelang, sich zu belügen. Wahrscheinlich war da einfach nichts. Raf war eben glatt, selbstbeherrscht und oberflächlich, und sie konnte nicht in seine Tiefe, weil es keine Tiefe gab.“ – Seite 276

Irgendwann eskaliert diese Dreierkonstellation und der Kontakt bricht ab, doch warum erfährt der Leser erst spät.

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt und spielt in verschiedenen Jahren. Die einzelnen Erzählstränge sind Zeiten sind sehr übersichtlich gekennzeichnet, so dass man immer weiß, wo in der Geschichte man sich gerade befindet.

Das Buch ist mir von einer Freundin empfohlen worden und ich war recht schnell drin in der Geschichte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Geschichte mag. Moritz Eigenschaft, die Aura eines jeden Menschen sehen zu können, hat mir gut gefallen. Raffael und Johanna und ihre Art mit Menschen umzugehen, jedoch ganz und gar nicht. Gemein. Toxisch. Ohne darüber nachzudenken, wie sie mit ihrem Verhalten anderen Menschen wehtun. Das habe ich nur schwer aushalten können beim Lesen. Von daher bin ich zwiegespalten, was dieses Buch angeht. Die Geschichte fühlt sich für mich genauso an, wie es der Titel schon sagt: Dunkelgrün, fast schwarz…