Zum Inhalt: Seit dem Tod ihres Bruders vor 6 Jahren ist das Leben der jetzt 18jährigen Jana nicht mehr so, wie es einmal war. Ihre Familie ist zerbrochen, zu ihren Eltern hat sie nur noch spärlichen Kontakt. Sie lebt zusammen mit ihrer älteren Schwester in einer WG. Ihr Bruder Tim wird nicht erwähnt. Mit keinem Wort.

Jana weiß nicht, was sie im Leben möchte. Sie hat keine wirklichen Ziele und keine wirklichen Pläne. Zum studieren kann sie sich nicht aufraffen. Momentan jobbt sie in einer Buchhandlung.

Eines heißen Sommertages steht plötzlich Leander vor ihr im Laden. Der Leander, den sie seit 6 Jahren nicht mehr gesehen hat. Der Leander, der damals den Wagen fuhr, in dem ihr Bruder tödlich verunglückte. Der Leander, den sie schon immer mehr gemocht hatte, als gut für sie war. Der Leander, der ihren Bruder auf ihrem Gewissen hat….

Meine Meinung:

Was für ein trauriges und berührendes Buch. Eine Geschichte über Menschen, die versuchen, nach einem tragischen Unglück im Leben wieder Fuß zu fassen.

Jana treibt wie ein Blatt im Wind – ohne wirkliche Ziele. Ohne Perspektiven. Sie hat Leander nie vergessen. Sie hat nie verstanden, warum er sich niemals mehr bei ihr gemeldet hat. Sie hat nie erfahren, was wirklich in der Nacht vor 6 Jahren geschehen ist.

Als Leander plötzlich in der Buchhandlung auftaucht, ist sie völlig neben der Spur. Er bedeutet ihr so viel, doch sein Erscheinen reißt alte Wunden auf. Und doch gibt es etwas in ihr, was Leander vermisst, was spürt, dass sie zusammengehören. Doch wie soll sie dem nachgeben? Leander ist der Junge, der am Steuer saß, als ihr Bruder starb, der „schuld“ daran ist, dass ihre Familie zerbrach. Wie soll sie ihm DAS verzeihen können, verzeihen dürfen. Und doch wünscht sie sich nichts sehnlicher.

Ihre Zerrissenheit ist während der ganzen Geschichte förmlich spürbar. Wie kann sie Liebe empfinden für Leander? Und wie kann sie ihn gleichzeitig für das hassen was passiert ist?

Leander hat sich Tims Tod nie verziehen. Er hat sein Studium abgebrochen und jobbt in der Metro. Und er ist so einsam. Trotz seiner zwei besten Freunde ist er das. Die immerwährende Schuld macht ihn einsam. Irgendwann nimmt er sich ein Herz und sucht Jana auf. Er will ihr erklären, was damals geschah, er will in ihrer Nähe sein, denn sie hat ihm schon immer viel bedeutet. Und ihm wird schnell klar, dass sich daran nichts geändert hat. Doch haben die beiden eine Chance?

Leander ist ein ernsthafter junger Mann. Das Unglück hat ihn früh erwachsen werden lassen. Die Schuld hat ihn älter werden lassen, mehr als gut für ihn ist. Und doch ist da in ihm ein kleiner Funken Hoffnung auf ein glückliches Leben mit Jana. Wenn es ihnen gelingt, die Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Jana und Tim versuchen, den anderen zu verstehen und sich selbst über ihre eigenen Gefühle klar zu werden. Und mit der Vergangenheit abzuschließen. Das ist nicht so einfach. Dazu braucht es Zeit, Vertrauen, Verzeihen. Jede Menge Gespräche. Und Mut.

Der Schreibstil ist erfrischend, direkt und klar. Die Geschichte ist leise, still und berührend. Die Autorin versteht es, mit Worten Emotionen hervorzurufen und den Leser schon nach den ersten paar Seiten vollends in der Geschichte eintauchen zu lassen.

Leander:

Weil wir uns noch nicht erlaubt haben, glücklich zu sein.“ – Seite 343

Weil ich noch nie einem Mädchen ICH LIEBE DICH gesagt habe und es aus tiefstem Herzen gemeint habe.“ – Seite 348

Einfach ist für Anfänger“ – Seite 350

Mein Fazit:

Eine wunderbare, herzerwärmende Geschichte über Liebe, Freundschaft, Schuld und Verzeihen und über einen Neuanfang. Ganz klare Leseempfehlung!